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  Peugeot 1945-heute



Die Zeit des Zweiten Weltkriegs bis zur Jahrtausendwende kann man grob in 4 Abschnitte einteilen:
- Ankurbelung der Produktion,
- Ausweitung der Produktion,
- Kaufzurückhaltung nach Krise,
- Autos der Moderne.

Ankurbelung der Produktion

Die Maschinen sind verschleppt, die Produktionsanlagen stark zerstört. Und doch hat man wieder in den letzten eineinhalb Kriegsjahren zumindest auf dem Papier ein neues Auto entwickelt, den 203. Er zielt erstaunlicherweise diesmal nicht auf die unterste Pkw-Klasse, sondern eine Etage höher. Das ist auch gut so, denn eine tiefer stehen mit dem Renault 4CV und dem Citroen 2CV starke Konkurrenten in den Startlöchern.
Man merkt ihm an, dass die Amerikaner zu jener Zeit in Europa äußerst beliebt sind, trägt das Design doch unverkennbare Züge eines schon existierenden amerikanischen Modells. So ist Peugeot wohl die schnellste Firma mit einer Neuentwicklung nach dem Krieg. Natürlich sind mit der selbsttragenden Ganzstahlkaosserie auch die Prinzipien damals als modern geltenden Fahrzeugbaus verwirklicht. Dies ist umso verwunderlicher, als es doch noch erhebliche Beschaffungsschwierigkeiten gibt. Stahl z.B. wird in Deutschland noch lange Zeit kontingentiert bleiben.
Trotzdem oder gerade deshalb können gar nicht so viele Fahrzeuge wie bestellt geliefert werden. Ab jetzt beginnt der Kampf mit der Produktionskapazität. Das noch mehr, weil die Firma aus dem einen Typ eine ganze Modellfamilie macht. So gehört bei Peugeot traditionell ein großer möglicher Luftdurchsatz zum Auto. Das betrifft ein Schiebedach und Scheiben, die sich z.T. bei späteren Modellen fast durchzugs- und geräuschfrei öffnen lassen. Auch gehören Kombi und Lieferwagen zum festen Programm.

Ausweitung der Produktion

Der Boom hält in der Automobilindustrie bis zur Erdöl-Preiskrise 1973/74 an. Um einmal zu verdeutlichen, welche Ausmaße dies annimmt, seien hier zwei Zahlen genannt. Von 1891 bis 1952 hat Peugeot etwa 1 Million Autos produziert. Das ist sogar noch etwas weniger, als man allein vom Typ 403 in den sieben Jahren seiner Produktion schafft. Die Massenmotorisierung hat eingesetzt. Die Firma reagiert darauf mit Werksneugründungen und Erweiterungen. Die gesamte Produktion wird neu organisiert, wobei das Werk in Sochaux immer noch die Hauptlast trägt.
Und es geht noch weiter. 1963 kommt der 404. Der wird etwa 12 Jahre lang produziert werden und es auf fast 3 Millionen Exemplare bringen. Der Einstieg in die obere Mittelklasse und die von dieser Käuferschicht überwiegend geschätzten Tugenden, konservativ im Design zu sein und Haltbarkeit bei bezahlbarem Komfort zu bieten, bringen Peugeot den Ruf ein, der französische Mercedes zu sein.
Ob sich das schon geändert hat, als man sich mehr um die beginnende Kompaktklasse zu kümmern beginnt? Eigentlich nicht, denn der 204 hat nicht so viel weniger Innenraum als der 404. Er ist einfach intelligenter konstruiert und glänzt deshalb mit deutlich weniger Außenlänge. Übrigens entspricht auch der Preis dieses Autos eher der Mittelklasse. Egal, er wird trotz der nicht gerade üppigen Ausstattung gekauft. Das Auto wird wieder ein Erfolg für die Firma.
Vielleicht an dieser Stelle noch ein Wort zur Situation in Frankreich. Frankreich hat, auch gemessen an seiner Einwohnerzahl, die wohl größte Ausdehnung in West-Europa. Außerdem ist das Land um 1960 herum noch weniger stark industriell organisiert als beispielsweise das Nachbarland Deutschland. Das betrifft auch den Autobahnbau, es gibt nur ca. 200 km davon. Man hat einfach die vielfach graden Napoleonischen Nationalstraßen z.T. dreispurig ausgebaut und benutzt diese auch für bis zu 1000 km Fahrt ans Mittelmeer. Das erklärt in der Konstruktion französischer Autos die starke Ausrichtung auf das gute Fahrwerk, während deutsche Autos schon damals eher den leistungsfähigeren Motor haben. Man kann die Folgen noch heute spüren, weil das Autobahnnetz in Frankreich durch private Investitionen entstand und es deshalb sehr viele Mautstationen gibt.

Kaufzurückhaltung nach Krise

Die Franzosen und besonders die Fa. Peugeot haben das etwas weniger zu spüren bekommen als andere Firmen. Trotzdem wird die Situation langsam kritisch, wenn der Markt in die Phase einer gewissen Sättigung eintritt, die Zuwächse sinken oder die Verkaufszahlen zurückgehen. Dann beginnt der Verteilungskampf auch und besonders mit den Gewerkschaften, die natürlich den Bestand an Arbeitsplätzen im Blick haben. Auch dort ist Frankreich etwas straffer organisiert, verbietet doch die Regierung der Fa. Peugeot die Entlassung von Arbeitnehmern.
Das VW-Werk z.B. hat die Schwierigkeiten bis zum drohenden Konkurs schon hinter sich und baut jetzt mit dem Golf einen gewaltigen Konkurrenzdruck auf. Dessen in Frankreich besonders geschätzten sportlichen Versionen kann man zu der Zeit noch nichts entgegensetzen. Aber man findet eine andere Problemlösung: das Design. Der 205 wird wegen seiner runderen Formen zum Liebling Europas. Später holt man durch sehr sportliche Varianten sogar noch zusätzliche Marktanteile. Der Hauptgewinner aber sind der kleine Benziner und der vergleichsweise großvolumige, sanfte Diesel.

Autos der Moderne

In Frankreich mag der große Peugeot 604 ab 1977 ein Erfolg gewesen sein, im übrigen Europa ist er es nicht. Obwohl die Entwicklung des zugehörigen Sechszylinders durch eine Kooperation mit Volvo und Renault wohl günstiger ist, kann sich Peugeot als Oberklasse-Anbieter nicht so recht etablieren. Es gibt bestimmte Stärken, die einer Marke zugeschrieben werden und diese lassen sich nur mit sehr viel Aufwand und über einen längeren Zeitraum ändern. Da gilt z.B. traditionell für das gesamte französische Lieferwagen-Programm, das sich in Mitteleuropa ebenfalls nicht so recht durchsetzen kann.
In anderen Bereichen ist die mittlerweile (mit Citroen) zum PSA-Konzern erweiterte Firma sehr viel erfolgreicher. So wie Honda und besonders Toyota zurzeit (2006) die Markführerschaft im Bereich Hybridantrieb haben, ist die Sache mit den Diesel-Partikeln für Peugeot sehr positiv gelaufen. Man hatte hier als einer der ersten den Mut, ein System zur fast völligen Vermeidung von solch schädlichen Abgasbestandteilen serienreif (!) zu machen. Und das gleich für mehrere Baureihen. Damit hat Peugeot seinen guten Ruf als Dieselmotoren-Hersteller entscheidend gefestigt. Wohl etwas weniger bekannt ist die Kapazität des Konzerns beim Elektroantrieb, der z.B. im Zweiradbereich schon lange angeboten wird.
Auch im Design hat man sich von der konservativen Linie verabschiedet. Es gibt zwar mit Renault einen Konkurrenten, der auf diesem Gebiet Meinungsführerschaft beansprucht, aber das Empfinden der breiten Masse wird in Europa besser von Peugeot erfüllt. Wenig bekannt sind in Deutschland die direkten Rennsport-Aktivitäten. So wissen offensichtlich nur wenige, dass die Firma 1991 und 92 die 24 Stunden von Le Mans gewann. Schon eher bekannt ist das schon Jahrzehnte währende erfolgreiche Engagement bei Rallyes, speziell in und nach Afrika.

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