ZF Friedrichshafen AG
Man schaut immer auf die erfolgreichen deutschen Autohersteller und vergisst dabei die Zulieferer, die ja bis zu 75 Prozent der Teile eines Autos herstellen. Nummer 1 auf der Welt ist Continental, nach Zukäufen und
einigen Turbulenzen in der Finanzkrise 2008 an Bosch vorbei. Neu ist die Nummer 3, entstanden mit der Übernahme des amerikanischen Zulieferers TRW durch ZF-Friedrichshafen, ausgerechnet in diesem Jahr
auch 100 Jahre alt.
Am Bodensee gibt es nach dem Übergang ins 20. Jahrhundert eine besondere technologische Entwicklung. Es ist der Graf von Zeppelin, der diese mit seiner Erfindung des Luftschiffs auslöst. Berühmt ist die
Spendenaktion in Deutschland, bei der 1907 über sechs Millionen Reichsmark zusammenkommen. Man hatte die vielfachen Rückschläge verfolgt, die von Zeppelin beinahe zur Aufgabe seiner Pläne gezwungen
hätten.
Es ist das Jahr, in dem auch Wilhelm Maybach die Daimler-Motorenwerke verlässt und zusammen mit seinem Sohn die Firma Maybach-Motorenbau gründet. Dort werden nicht etwa von Anfang an die berühmten
Fahrzeuge gefertigt, sondern Motoren für den Luftschiffbau. Aber den starken Motoren stehen offensichtlich nicht die geeigneten Getriebe für die korrekte Übersetzung zu den Luftschrauben zur Seite.
So wird aus dem Leiter der Versuchsabteilung Luftschiffbau, Graf von Soden-Fraunhofen, 1915 einer der beiden Gründer einer selbständigen Zahnradfabrik, in der mathematisch genau berechnete Zahnräder nach
einer Erfindung des Schweizer Ingenieurs Max Maag hergestellt werden. An durchschlagenden Erfolg der neuen, zu Beginn des Ersten Weltkrieges gegründeten Firma ist nicht zu denken, zumal sie sich schwer tut,
als kriegswichtig anerkannt zu werden. Und in der schlechten Zeit nach dem Krieg ist die Auslastung eher noch schlechter.
Bei den vielen Fahrzeugherstellern ist keine große Serienfertigung möglich. Außerdem fertigen diese auch selbst Getriebe und die höherwertige aus Friedrichshafen ist ihnen zu teuer. Zwei Veränderungen helfen
dem Aufschwung der Firma: 1. die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 1921, 2. weniger Herstellervielfalt durch Krise mit Hyper-Inflation von 1923.
1925 kommt das Einheitsgetriebe für Pkw und Lkw auf den Markt, das immerhin 300.000 Mal gefertigt wird. Obwohl anfangs auch noch für andere Bereiche wie z.B. Motorboote gefertigt wird, konzentriert man sich
immer mehr auf die Automobilbranche.
Seit 1932 fertigt man bei ZF auch Lenkgetriebe. Das erste heißt 'Ross-Lenkung', weil hier eine Lizenz der amerikanischen Firma Ross Gear & Tool Company benutzt wird. Wegen der hohen Stückzahl von 10.000 im
ersten Jahr muss man anbauen. 1937 wird dieser Betriebsteil in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Bosch nach Schwäbisch-Gmünd ausgelagert. Den Bosch-Anteil übernimmt man übrigens 2015.
Oben sehen Sie ZF Friedrichshafen noch als Produzent von Getrieben, allerdings im modernen Gewand einer Windkraftanlage. Der jetzige Name der Firma existiert seit 2002. Man sieht sich nicht mehr als alleinige
Zahnradfabrik. So ist z.B. die Fertigung von Fahrwerkskomponenten hinzugekommen. Die neuen Bereiche können Sie oben im Bild ablesen. Unten sehen Sie den Prototyp des ZF-Innovation Trucks, der sich trotz
seiner Länge von 25 Metern per Tablet-Fernsteuerung von außen dirigieren lässt. 06/15
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