Es gibt Gründe, dass wir uns noch einmal mit dem Renault Zoe beschäftigen sollten. Wir haben das schon relativ ausführlich hier getan. Dort können Sie auch die Betriebsdaten entnehmen. Noch immer hat die Zoe für die Batterie nur eine Luft- und keine Flüssigkeitskühlung. Und obwohl Renault ausdrücklich schnelles Laden bewirbt, sind das im Höchstfall 50 kW.

Warum das interessant ist? Weil die Zoe in Deutschland seit Monaten mit deutlichem Abstand die Zulassungslisten für reine E-Autos anführt, wie das eigentlich niemand erwartet hatte. Und wenn Tesla nicht zum Ende des vierten Quartals noch eine riesige Aufholjagd hingelegt hat, wird sie das Jahr als Siegerin beschließen.

An dieser Stelle müssen wir leider offen gestehen, dass wir die deutschen Käufer/innen für ganz schön verrückt erklärt haben. Wie kann man ein solches Auto kaufen, das einem mindestens 50 Minuten für bescheidenes Schnellladen auferlegt. Und woher kommt der Umschwung? Das liegt an dem Kaufpreis der Zoe, immer noch etwa 4.000 € unter 30.000 € gegenüber 4.000 € darüber beim günstigsten ID.3 First Edition.

VW hat zwar einen Preis unter 30.000 € versprochen, aber erstens gibt es noch keine Version mit kleiner Batterie und zweitens waren die Nachfolger der First Edition 2020 noch nicht lieferbar. So konnten die Zoe-Käufer/innen auch noch die 3 Prozent für die Senkung der MWSt. einsparen. Allerdings lässt sich Renault nach wie vor Ladekabel sowohl mit Schuko- als auch mit DC-Stecker teuer extra bezahlen.

Und warum sind wir jetzt nicht mehr so kritisch beim DC-Laden? Weil wir ein wenig enttäuscht sind vom Verbrauch des ID.3, besonders bei etwas höheren Geschwindigkeiten. Die Zoe ist da mit besseren Werten getestet worden. Sicher, der ID.3 ist vom Innenraum her sogar etwas größer als der Golf, während die Zoe nur etwas größer ist als ein Polo, aber das hat die Menschen offenbar wenig beeindruckt. Unsere Vermutung wäre, die Zoe ist entweder als Zweitwagen gekauft worden oder nur für nicht zu große Familien, die damit ein bis zwei Mal im Jahr in Urlaub fahren. Vielfahrer/innen kaufen, wenn überhaupt, andere E-Autos.

Und jetzt zum Jahresende verdichtet sich eine Botschaft, die wie ein Damoklesschwert schon das ganze Jahr über den Köpfen der Besitzer/innen von E-Auto schwebt, das Preiskarussell an den Ladesäulen. Wir haben für die derzeitige Situation gar nicht das Problem zu weniger Ladepunkte. Vielmehr haben sich mehrere Anbieter offenbar übernommen und inzwischen gemerkt, dass sich ihre Investitionen nicht nur nicht amortisieren, sonders eher das Geschäft mit dem Strom jeden Monat weitere Defizite bringt.

Das Ergebnis sind teils massive Preiserhöhungen, bei denen einem um die Entwicklung der E-Mobilität bange werden lässt. Nur Tesla scheint noch abzuwarten, aber dieser Firma kann man nie ganz sicher sein. Und wenn man es billiger haben will, muss man jeden Monat vorher abschätzen, wie viel Strom man unterwegs tanken wird, ein mühseliges Unterfangen. Schon längst ist nicht mehr die Rede davon, dass ein E-Auto einen Diesel bei den Spritkosten unterbieten könnte, obwohl auch der inzwischen preislich wieder zulegt.

Und dann die Milchmädchen, die das Aufladen mit heimischer Photovoltaik propagieren. Die vergessen leider, dass ein Fahrzeug, das wirklich gebraucht wird, oft dann gerade unterwegs ist, wenn die Sonne überhaupt einmal scheint. Also sind für E-Autos außer relativ günstiger Sonnenkollektoren auch noch teure Speicher mit vermutlich gegenüber denen stärker begrenzter Lebensdauer nötig.

Sorry, aber viele von uns haben sich doch schon fast an die Begrenzung des Aktionsradius' gewöhnt. Die Lösung ist das Laden zuhause. Es zwingt uns keine Pausen auf, ist gegenüber Gleichstrom konkurrenzlos günstig und lässt zu diesen Bedingungen auch noch eine Vorklimatisierung zu, die zumindest Käufer/innen von Kompaktlimousinen nicht gewohnt sind. Und genau dafür ist die Zoe ein ideales Gefährt. Wie schlau doch bisweilen die Massen sind!