1963 BMW 1800
Abkürzungen |
Touring International | sportliche Variante |
Sonderausführung | Motorsport |
Man könnte den 1800er einen Beitrag zur Konsolidierung nennen. Der 1500er als erstes Modell der 'Neuen Klasse' ist angekommen. Er hat sich am Markt platzieren
können. Jetzt kann
man versuchen, auch anspruchsvollere Fahrzeuge im gleichen Gewand nachzuschieben. Das einfachste Mittel dazu ist eine Hubraumerhöhung, die deutlich mehr Durchzug und auch etwas mehr Spitzenleistung
bringt.
Die Firma BMW wird mit diesem Auto selbstbewusster. Hat man ihr vorgeworfen, nur Autos für Reiche und Arme anzubieten, so kommt die Mittelklasse ab jetzt in immer neuen Varianten. 'Nur die jeweils beste
Lösung wird akzeptiert' schreibt sie in das Verkaufsprospekt. Deshalb könne das Auto auch nicht 'billig' sein. Die Kaufleute hätten sich zurückgehalten und den Technikern 'freie Hand' gelassen.
Es ist an der Zeit, innerhalb der Kernwerte der Marke BMW neben dem neuartigen Fahrwerk auch den Motor nach vorne zu bringen. Aus heutiger Sicht erstaunlich wirkt allerdings, dass eine Höchstgeschwindigkeit
von 160 km/h und eine Beschleunigung von 0 - 100 km/h in 13,2 Sekunden als Werte gesehen werden, die man im normalen Fahrbetrieb 'kaum jemals ausfahren' könne, sondern die nur der Sicherheit dienen.
Als eines der Sicherheitsfeatures werden die Scheibenbremsen erwähnt, die erstmals in einem deutschen Auto serienmäßig zu finden sind. Mit Recht stolz ist man auch auf die hintere Einzelradaufhängung, die mit
stets etwas negativem Sturz das Auto nicht zum Kippen bringt. Man ist damit Mercedes um Längen voraus. Insgesamt geht es darum, den bezogen auf die
Wagengröße relativ hohen Preis
zu rechtfertigen. Immerhin erfüllt der Kofferraum alle Anforderungen.
Die Schönheit der in dieser Zeit noch ungewöhnlichen Karosserie wird gepriesen. Das 'Schnörkellose', fast ausschließlich auf die Funktion bezogene Design wird herausgestellt. Man verweist auf Schönheitspreise,
die man gewonnen hat. Beim Foto vom Innenraum fallen die verchromten Liegesitzbeschläge auf, die den noch relativ einfach gestalteten Sitzen mit abgesteppten Stoffbahnen in der Mitte und Kunstleder außen
etwas mehr Glanz verleihen.
Ein Drehzahlmesser ist bei diesem BMW noch nicht in der Kalkulation enthalten. Drei recht hochwertig aussehende Instrumente mit Chromringen außen und zum Rand hin stärker getönten Abdeckungen innen
vermitteln auch hier einen Hauch von Luxus. Erwähnenswert findet man die Scheibenwasch-Automatik, zu deren Betätigung die Hände am Lenkrad bleiben können. Üblich ist eine Gummi-Fußpumpe mit Metallring
als Schalter für die Scheibenwischer. Elektromotoren sind noch relativ teuer in der Herstellung und deshalb selten.
Ein wichtiger Aspekt deutet sich schon oben in den Daten an. Auch der Mittelklasse-BMW nimmt am rennsportlichen Geschehen teil, denn das gibt den dringend benötigten Verkaufszahlen Auftrieb. Wie später der 2-
Liter in noch viel stärkerem Maße wird auch der 1800er schon getunt. Statt der kleinen Solex-Doppelvergaser kommen viel größere von Weber zum Einsatz. Zusammen mit der schärferen Nockenwelle ergibt sich
zwar kein leichteres Anfahren, aber ein enormes Drehvermögen mit entsprechender Leistung. Die oben angegebenen Daten sind nur die der Verkaufsversion. Werksintern dürften diese deutlich überschritten worden
sein.
Die Hinterachse der neuen Klasse ist fahrwerkstechnisch ein Knüller. Dazu sind allerdings Doppelgelenkwellen und ein einsamer, hinten in der Mitte am Wagenboden befestigter Achsantrieb nötig. Alle anderen
Hersteller haben diesen fest in zumindest eine Hälfte der Hinterachse integriert. Jetzt, wo die Motorleistung der BMWs langsam steigt, entpuppt sich der Radsatz wegen relativ häufiger Defekte als Problem. 05/07
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