Drive Electric

kfz-tech.de/Pe223
Man sollte eigentlich glauben, die Fahrt im reinen E-Auto würde sich nicht grundlegend von der im Verbrenner unterscheiden. Ja, klar, da ist das andere Geräuschniveau, aber andererseits wieder leicht gestört durch
die Reifen, denen man verschiedene Fahrbahnbeläge deutlicher anhört als im Verbrenner.
Jetzt gehen Sie in diesem Kapitel einmal von einem sehr ökonomisch betriebenen Golf Diesel aus. Und betrachten Sie vornehmlich die Landstraße mit Ortsdurchfahrten, bergauf und -ab. Auf der Autobahn ist
effektives Fahren gleichsam schwieriger, auf der anderen Seite, z.B. hinter einem Lkw, auch wieder einfacher.
Für die Landstraße kann man das gut an einer Fahrt durch die Eifel erklären. Mit dem Golf hat man sich zunächst der Gefälle angenommen. Gut, wenn man die gleiche Strecke schon mehrfach oder quasi jeden
Tag durchfuhr. Es ist nämlich gar nicht so einfach, zum richtigen Zeitpunkt den Gang rauszunehmen.
Gut eingeübt kommt man dann an der nächsten Kreuzung mit 80 und beim Ortsschild mit 60 km/h an. Bergrunter ist der richtige Gang zu wählen, möglichst einer, der die knapp über dem Limit liegende
Geschwindigkeit auch hält. Im Golf hatte man dafür sogar nur fünf Gänge, wenn aber sechs enger gestuft sind, hilft das auch nicht viel mehr.
Und so hat sich mit den Jahren eine Fahrweise herauskristallisiert, die Kupplung und Gashebel oft und das Gaspedal nur relativ zart benutzt. Trotzdem heißt sparsame Fahrweise beim Diesel natürlich auch,
bisweilen ein wenig Schwung zu holen, um leichter über die nächste Bergkuppe hinweg zu kommen.
Beifahrer/innen haben vielleicht des Öfteren gedacht, was macht der sich da für eine Arbeit. Aber ich kann Ihnen versichern, die ist so in Fleisch und Blut übergegangen, dass man sie gar nicht mehr bemerkt
hat. Gestört wurde sie nur durch Vorausfahrende, die dauernd auf der Bremse standen, obwohl es dazu keinen Grund gab.
Worauf läuft das hier hinaus? Natürlich auf einen Vergleich mit einem in punkto Rekuperation optimal eingestellten E-Auto. Das fühlt sich so an, als wäre das selbstständige Fahren schon erfunden und eine
wirkliche Erleichterung im ganz normalen Straßenverkehr. Und jetzt kommt das damit verbundene Lob der Faulheit.
Sie merken das erst gar nicht, dass Sie nicht mehr zum Schalthebel greifen wollen, der natürlich auch nicht mehr vorhanden ist. Sie machen alles nur noch mit dem rechten Fuß. Sie folgen ohne jeden Stress
auch dem Säumigsten vor Ihnen. Die Bremswirkung beim Gaswegnehmen kann so eingestellt werden, dass sie in 90 Prozent aller Fälle ausreicht.
Sie haben sogar noch einen automatischen Bremsassistenten, dessen Weckruf sie höchstens einmal pro Fahrt hören. In Tätigkeit haben Sie ihn bestenfalls noch nie erlebt. Und dann ist da noch der Tempomat,
den man auch schon im Golf besonders in längeren Tempo 30 Zonen benutzt hat. Im E-Auto ist er jetzt auch noch adaptiv.
Und schon bald registriert man, wie faul man geworden ist. Von wegen Gang raus und segeln. Stattdessen auf das Instrument geschaut, dass jetzt anstelle des früheren Drehzahlmessers zu sehen ist.
Möglichst größere Ausschläge und Sprünge vermeiden. Da wird das Sparen auch für ganz normale Autofahrer/innen fassbar.
Und dann der bisweilen nötige, kurze Sprint, der im Straßenverkehr manchmal auch den anderen das Leben erleichtert. Nun gut, der Antrieb ist noch neu, aber ein Mal probiert man es und ist überrascht, obwohl
vorgewarnt. Verrückt, wer da für ein Model S Plaid 140.000 € ausgibt. Uns waren 383 Nm fast noch zuviel.
Ob das nun ebenso spart? Der Zeiger ist noch schwer einzuschätzen. Und meine Nerven sind schließlich auch ein hohes Gut. Vermutlich ist das Segeln im Straßenverkehr allen anderen Sportarten überlegen,
aber ehrlich gesagt, mir wird es egal sein. Ich lasse vermutlich auch die Paddles zur Einstellung der Rekuperation, wo sie sind.
Denn maximale Obacht im Straßenverkehr ist vielleicht noch ein höheres Gut, und die längere Beibehaltung der Konzentration ein Beitrag zur Verkehrssicherheit, dass man manchen Benutzern/innen von
Handys hinter dem Steuer nur anraten möchte. Jedenfalls reicht mir dieser kleine Ausflug ins Autonome Fahren völlig aus.
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