Anti-Blockier-System 3
Geänderter Bosch-Hydraulikplan |
1 | Bremskreis 1 vorn |
2 | Bremskreis 2 hinten |
3 | Ventil für Zufluss |
4 | Ventil für Rückfluss |
5 | Speicher Rückfluss |
6 | Druckmessung Radbremszylinder |
7 | Druckmessung Hauptbremszylinder |
8 | Rückförderpumpen |
Hier noch einmal das Bild einer ABS-Anlage, diesmal mit den Symbolen der Hydraulik. Am besten betrachten Sie zunächst nur den Bremskreis 1. Sie starten oben links am Hauptbremszylinder, biegen nach
links ab und nehmen den ersten Abzweig nach unten. Wenn Sie dieser Leitung bis ganz nach unten folgen, haben Sie schon zumindest die Betätigung einer Radbremse erfasst.
Für die andere Seite vorn müssen Sie oben den ersten Abzweig nach links nehmen. Und dann wieder ganz hinunter bis zum Radbremszylinder. Der Bremskreis 2 ist spiegelbildlich angeordnet.
Berücksichtigt man das, sind die Wege gleich. Zum eigentlichen Bremsen brauchen Sie nicht mehr.
Typischerweise ist auf Ihrem jeweiligen Weg zum Radbremszylinder nur ein Ventil aufgetaucht. Wenn also ABS eingreift, stoppt es als erstes die direkte Verbindung. Voraussetzung ist natürlich, das
System ist hundertprozentig in Ordnung. Man spricht hier von Redundanz, einer gewissen Mehrfachauslegung und gegenseitigen Überprüfung. Als Rückfallebene ergibt sich, einfach die Bremse so
funktionieren zu lassen, wie sie es schon immer getan hat.
Und erst wenn der direkte Weg durch das System verschlossen wurde, wird der untere Abzweig interessant. Zuvor sollte man noch kurz das dem Absperrventil parallelgeschaltete Rückschlagventil
betrachten. Es öffnet, wenn der Druck am Radbremszylinder größer wird als der vom Hauptbremszylinder kommende. Wird also das Bremspedal zurückgezogen, ist der ganze Spuk einer eventuellen
Regelung vorbei. Die Bremse löst sofort.
Bleibt aber der Bremsdruck vor dem Ventil unvermindert hoch oder steigt sogar noch, dann ist der Radbremszylinder auf jeden Fall ab jetzt isoliert. Das Steuergerät kann entscheiden, ob er abgesenkt
werden sollte. Wenn ja, öffnet es das entsprechende Ventil 4 und die Bremsflüssigkeit fliesst in den kolben- und federbelasteten Raum 5. Der Radbremszylinder ist entlastet, die Radbremse wird frei.
Der gesamte Zyklus an einem Rad wird beendet, indem das Ventil 4 wieder geschlossen und das Ventil 3 geöffnet wird. Sollte sich dann der Druck vom Radbremszylinder immer noch als zu hoch
erweisen, geht das ganze von vorn los, bis zu 10 Mal in der Sekunde (!). Gleichzeitig läuft mit jedem Zyklus die Rückförderpumpe an und leert den Raum 5. Hier darf sich auf keinen Fall ein zu hoher Druck
bilden, denn dann wäre die Entlastung des Radbremszylinders nicht mehr möglich.
Gestatten Sie zum Schluss noch eine Überlegung, die die Grenzen des Systems betrifft. Immerhin tritt ja hier eine Pumpe gegen die Fußkraft des Fahrers an. Nehmen wir diesmal einen Mann an und dazu
noch einen besonders kräftigen. Werkstattleute wissen von extremen Fußkräften mit z.T. verbogenen Pedalen zu berichten. Was passiert, wenn so ein Kraftprotz im Extremfall auf ein ABS-System trifft?
Wir können nur konstatieren, dass irgendwo bei 180 bis 200 bar eine Grenze erreicht sein muss.
Immerhin kriegt das Steuergerät das über den Druckgeber 7 mit und merkt auch, dass der Druck beim Sensor 6 nicht geringer wird. Zu vermuten wäre, es schaltet auf normale Bremse um und geht in den
Notlauf, aber ausprobieren konnten wir es bisher noch nicht. Uns fehlte schlicht der Kraftprotz.
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