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Harley Davidson


Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. Sollten Sie sich also mit dem Gedanken tragen, eine Harley zu erwerben, bedenken Sie, dass Sie danach keineswegs nur einfach Motorradbesitzer(in) sind, sondern eher Mitglied einer Sekte, wahlweise leicht angefeindet oder wohl aufgenommen. Dabei hatten die Firmengründer mit Problemen ganz anderer Art zu kämpfen ...

Die Firma entsteht im Prinzip 1903 in Milwaukee. Es gibt vier Beteiligte, die sich die zum Geschäftsleben nötigen Grundsätze wohl im wesentlichen selbst beibringen. Nur einer studiert während der Anfangsphase Maschinenbau. Wer glaubt, die Firma produziere ewig nur Motorräder mit quer zur Fahrtrichtung stehendem Zweizylinder-V-Motor und meist großem Hubraum und für ein Motorrad geringer Nenndrehzahl, der irrt gewaltig.

Anfangs sind es z.B. Einzylinder, die ab ca. 10 km/h durch Spannen des Riementriebs zur Hinterachse angeworfen werden und dann selbst antreiben. Die 10 km/h werden durch einen gewöhnlichen Fahrradantrieb erreicht. Später gibt es auch Kickstarter und viel später natürlich den Elektroantrieb. Schwierig ist es am Anfang, die Motordrehzahl zu regulieren, was mit der Zündung noch besser klappt als mit dem Vergaser aus der Eigenentwicklung.

Schon bald verwendet man hier für lange Jahre Schebler-Vergaser, die nicht nur besser funktionieren, sondern auch noch billiger sind. Die Verbrennung leitet übrigens eine Magnetzündung von Bosch ein. Da ein Generator anfangs fehlt, kann man nur so weit fahren, wie die Batterieladung reicht. Trotz aller Widrigkeiten sind schon die ersten Harleys offensichtlich recht haltbar. Man sagt der ersten bei verschiedenen Besitzern eine Laufleistung von ca. 100.000 Meilen (ca. 160.000 km) nach, was auch angesichts kleinerer Teilrevisionen eine beachtliche Leistung ist.

Grau ist die meist gewählte und wohl auch nur erhältliche Farbe, wodurch die Maschinen als graue, leise Kameraden (engl. fellows) gelten. Man kann zwar bei den Nachfolgemodellen den Auspuffkanal für etwas mehr Leistung öffnen, was aber vom Werk aus nur für Fahrten über das weite Land vorgesehen ist. Überhaupt sind die amerikanischen Straßen auch nach 1920 schlecht und deshalb die heute als gering erscheinende Leistung genügend.


Der berühmte Zweizylinder kommt erst Jahre später und passt sich durch seine nur leichte Verbreiterung ideal dem Rahmen mit etwas größerem Radstand an. Schon vorher kann man das Motorrad mit Seitenwagen kaufen, irgendwann sogar als Dreirad, Service-Car genannt. Es gibt ein Foto, wo eine Familie mit sechs Kindern in/auf so einem Gefährt Platz nimmt. Wie gut also, dass die erreichten Geschwindigkeiten vergleichsweise gering bleiben.

Legendär ist der geringe Spritverbrauch der ersten Harleys. Und das trotz geringer Verdichtung und bis in alle Ewigkeit verwendeten Zylinderköpfen mit stehenden Ventilen. Trotzdem erzielen die Motorräder schon früh spektakuläre Rennerfolge, bisweilen auch durch Privatleute ohne jede Unterstützung durch die Firma. Auch etliche Rekorde gehören dazu, allerdings von Werksfahrern mit entsprechend wohlgeformten Verkleidungen.

Die Gusstechnik beherrscht man am Anfang schon sehr gut und formt deshalb Zylinder und Zylinderkopf als ein Teil. Dadurch gibt es wenig Dichtheitsprobleme. Passieren kann so etwas nur bei den Ventilen, die nachträglich durch große Öffnungen (anfangs von unten) eingesetzt werden müssen. Das Einlassventil wird auch noch zu Zeiten des Twin nur durch Unterdruck betätigt, was aber dessen Leistung so schmälert, dass seine Akzeptanz beim Publikum leidet, und korrigiert werden muss.

Schon früh macht sich Bill Harley Gedanken über eine für die schlechten Wege geeignete Federung. Er hält jedoch für lange Zeit das (wie z.B. BMW auch) Hinterrad stabil mit dem Rahmen verbunden und setzt statt dessen auf einen gut gefederten Sattel. Legendär wird er werden und einmalig das Gefühl, wenn auch Beifahrer auf ihm Platz finden und beim Anfahren gemeinsam mit Vordermann/-frau in die Tiefe tauchen.

Die Harley ist nur auf ihre Benutzer ausgerichtet. Neue Technik nur, wenn wirklich nötig. Reparaturen müssen auch unterwegs und von technisch begabten Laien durchführbar sein. Man sagt der Firma nach, ihre Rennerfolge würden weniger auf fortschrittlicher Technik, als auf unglaublich präziser Vorbereitung beruhen.

Es nützt alles nichts, die Firma kommt wegen der enormen Konkurrenz mehrmals in ihrem über hundertjährigem Bestehen in ernste Schwierigkeiten. Nach den unzähligen Motorradfirmen in der Frühzeit bleibt Indian als wichtigster Konkurrent übrig, der aber auch 1953 aufgeben muss. Die drei Krisen ab 1920, 1929 und am Ende des Motorradbooms nach dem Zweiten Weltkrieg setzen den Produzenten zu, nicht zuletzt durch die von Henry Ford für sein Auto verlangten Fast-Motorrad-Preise.

Als Familienbetrieb mit offensichtlich großem Einsatz, nicht nur der vier Gründer, meistert Milwaukee die Probleme, obwohl zwischendurch der Absatz auch schon einmal auf ein Viertel absackt. Nicht ganz so erfolgreich ist die zweite Manager-Generation. Zuerst setzen ihr die Briten mit ihren zollbegünstigten Fahrzeugen zu und später erfolgt fast das Aus durch die japanische Motorradinvasion.

HD schlüpft unter das Dach eines Investors und wird nachfolgend mit der italienischen Aermacchi zusammengespannt. Das ist dann die Zeit, in der es auch Kleinstmotorräder mit dem Firmenzeichen gibt. Nicht ganz unerfolgreich, zumal sich mit dieser Technik auch im Rennbereich einiges tut. Sage nie jemand, es hätte z.B. keine Zweitakter von Harley gegeben.

Da wir schon einmal dabei sind. Sogar Boxermotoren wurden von HD eingebaut, in diesem Fall längs natürlich. Hinzu kommen von den Militärs erzwungene BMW-Nachbauten. Auch an DKW- Zweitaktern hat man sich erfolgreich versucht. Alles auch deshalb, weil die Amerikaner (wie alle Siegermächte) für Kriegsbeute keine Lizenzgebühren bezahlen müssen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Motorrad auch noch zu einem wichtigen Bindeglied von Banden, die brave Bürger erschrecken. Was für die Firma hätte böse ins Auge gehen können, wird aber später einmal zum Glückstreffer werden. Denn immerhin ist die Hauptperson im dann erscheinenden 'Easy-Rider'-Film eine Harley, wenn auch als Chopper verkleidet. Aus dem Motorrad als Transportmittel wird ein Kult vieler Motorradgruppen, die für alle Zukunft treu zur Firma halten.

Wer eine Harley fährt, zeigt einen gewissen Status. Welcher Motorrad-Fan träumt nicht davon, wenigstens einmal im Leben die Route 66 - sie ist nicht mehr ganz vollständig - mit einer Harley abzufahren, auch wenn es nicht die eigene ist. "Get your kicks on Route 66" ist noch gültig und zieht Heerscharen von Bikern an. Es gibt vermutlich um kein anderes Motorrad wie um die Harley Davidson herum dermaßen viele Groups, Events, Festivals. Ob es sich um alte oder neue (und damit sehr zeitgemäße) Technik handelt, um gebrauchsgepflegte oder chromblitzende Maschinen, eine gewisse Attraktivität ist ihnen sicher.

Das ist auch nötig, denn die Qualität gruselt zwischenzeitlich. Unter dem Dach der American Machine and Foundry Company) ab 1969 wird es eher schlechter. Am Ende entschließen sich die HD-Manager zu einem riskanten Akt. Sie kaufen das Unternehmen mit eigenem und sehr viel teurem Geld der Bank, die als einzige dazu bereit ist, und arbeiten von nun an gegen einen hohen Zinssatz an.

Die Rettung von Amerikas letzter Motorradfabrik gelingt und mündet schließlich ins eine Aktiengesellschaft. Das Unternehmen ist nun gründlich umgekrempelt. Mit der Technik ihrer Produkte geschieht das gleiche, z.T. auch mit der Hilfe so renommierter Firmen wie Porsche. Inzwischen unterscheiden sich Harleys z.B. durch die Anzahl der Nockenwellen/Ventile kaum noch von flotten Japanern der höheren Gewichtsklasse. Es wird geschickt gepusselt, um mit wenig Aufwand neue Modelle zu kreieren. Allenfalls die Preise haben Schwierigkeiten, in einem gewissen Rahmen zu bleiben.07/11










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