VW Golf 5
Er gewinnt sogar im Jahr 2007 noch immer manchen Vergleichstest. Mit Benzin- und Dieselmotor, auch wenn dieser durchweg als zu rau eingestuft wird. Weiterhin gilt er als der Begründer der nach ihm benannten
Klasse, obwohl es eine Menge Autos vor ihm mit Platz sparendem Quermotor und Heckklappe gegeben hat. Er wird wohl 2008 vor der Zeit abgelöst werden. Heißt das, er ist doch nicht so gut wie sein Ruf? Es ist
eher umgekehrt.
Offensichtlich sind nämlich seine Produktionskosten zu hoch. Es ist der seltene Fall, dass sich während seiner Entwicklung die Techniker gegen die Kaufleute mehr durchgesetzt haben als üblich. Wir wollen nur ein
Beispiel herausgreifen. Anders als bei Mitbewerbern kann man beim Golf 5 die Aussenhaut der Türen abschrauben, um z.B. diese auszutauschen oder an die vielen in der Tür verbauten Teile heranzukommen.
Diese Besonderheit wird wohl mit der Version 6 verschwinden.
Es ändert sich wohl nicht so schrecklich viel. Die Operation entspricht hier eher einem Facelift. Der Kostendruck ist hoch und muss schnellstmöglichst gemildert werden. Ob davon etwas dem Verbraucher zugute
kommt? Immerhin bleibt viel Grundsätzliches der Golf-Technik erhalten, z.B. die Hinterachse. Auch die Zahl der Varianten soll verringert werden. Einfachere Konstruktion kann ja auch ein geringeres
Reparaturkostenrisiko bedeuten. Interessant ist es, jetzt schon einmal zu schauen, was sich seit der Vorstellung 2003 getan hat.
Zu den wesentlichen Veränderungen gehört wohl der Rückzug von der Schichtladung. Die Bezeichnung 'FSI' ist zwar geblieben, steht aber seit Ende 2004 für einen Direkteinspritzer im Homogenbetrieb. Damit sind
bestimmte, recht günstige Verbrauchsdurchschnitte auch bei sehr vorsichtiger Fahrweise nicht mehr erreichbar. Allerdings kann man jetzt das preiswertere Superbenzin tanken. Nicht ganz reibungslos verläuft die
Einführung des integrierten Partikelfilters. Auch 2007 ist er erst ab 77 kW erhältlich, erstaunlich genug, auch beim Spitzenmodell, nur mit Zweiventilern.
Als erfolgreich kann man wohl die Einführung der TSI-Technik bezeichnen. Zeitweise kommen sich die schnellen Motoren gegenseitig ins Gehege. Nach GTI folgt R32, darunter der GT. Die als hoch empfundenen Preise
werden anfangs durch 'kostenlose' Klimaanlage angehalten, später folgen die früher schon üblichen Sonderausstattungen, diesmal als 'Goal' (Fußball-Weltmeisterschaft) und 'Tour'.
Erfolgreich ist auch die Ausweitung des Programms, die deutlich höhere 'Plus'-Variante und darauf basierend dem 'Cross'-Golf. Erwartet wird der Tiguan. Und wie fährt sich ein Golf Diesel Jahrgang 2007? Bevor die
Frage beantwortet wird, hier ein wenig Abschiedsschmerz. Denn das ist wohl eine der letzten Begegnungen mit dem Pumpedüse-Konzept im Pkw. Der nächste Dieselmotor wird durchCommon Rail gefüttert werden.
Angeblich wird der nächste etwas wohlfälliger klingen. Ob er mehr verbraucht?
Hier ein kleiner Fahrbericht von 5.565 km Strecke: ein ziemlich normales Auto ohne Fransen. Auch nach einem ganzen Tag im Auto, steigt man ohne Rückenschmerzen aus. Die Sitze bieten auch genügend
Seitenhalt. Durchschnittsverbrauch von 5,7 l/100 km, allerdings mit einem Teilabschnitt von 6,4 Litern (!), wahrscheinlich wegen der Staus in Sete und Agde. Um Geld zu sparen und die Umwelt evtl. zu schonen,
kommt man recht schnell auf die Idee, Biodiesel tanken zu wollen. Aber Pustekuchen, sowohl die Bedienungsanleitung als auch die Tankklappe verbieten dieses.
Eklatant ist die Anfahrschwäche unter 1500/min, die nicht zu einer niedertourigen Fahrweise passt. Solange man den Drehzahlmesser über 1750 hält, ist alles prima. Dann hat der Motor auch genügend Kraft, um fast
alles zu bewerkstelligen, auch bei Bergpassagen. Es ist nicht der Motor, der einen in den Bergen abbremst, eher die Geschwindigkeitsbegrenzungen bzw. langsame Autos vor einem. Anfangs versucht man in den
kleinen französischen Dörfern im fünften Gang zu bleiben, 50-60 km, aber ob des Motorbrummens nimmt man recht schnell dann doch den vierten. Im gesamten Urlaub ist das Auto immer mal wieder unfreiwillig
ausgegangen.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Einteilung des Tacho, weil sie sich jenseits von 100 km/h ändert. Bei den vielen Geschwindigkeitsbeschränkungen kann man mit sich zusätzlich zugestandener Toleranz leicht ins
Schleudern kommen. Wie wäre es, die andere Einteilung ab 120 km/h zu beginnen? Ansonsten gibt es viele angenehme Kleinigkeiten. Die Blinker in den Seitenspiegeln ergeben eine zusätzliche Rückkopplung. Die
Konstruktion des Blinkers ist besser gelungen als bei Opel. Die Airco kühlt auch das Handschuhfach. Große Flaschen finden vorne in der Tür Platz, und bleiben relativ kühl. Das Rot in der Mitte der Instrumente ist
schön deutlich, aber auf die Dauer gewöhnungsbedürftig. Die Sitze sind über einen weiten Bereich verstellbar, ein Ablagefach sogar in der Mitte unter der Windschutzscheibe. Sehr praktisch an französischen
Mautstationen.
Bleibt nur noch die Frage, warum in einem Golf vom Jahrgang 2007 so viel Platz verschwendet wird? So kauft man große Innenkotflügel für nicht benötigte Breitreifen, die im Fuß- und Gepäckraum weniger Platz
lassen. Hinten die anspruchsvolle Achse unter einem dadurch nicht ganz optimal tiefen Gepäckraumboden. Leidet man hier wegen der Allrad-Variante? Dazu kommt ein im Vergleich zu früher großer Kardantunnel
(ohne Kardanwelle freilich). Offensichtlich hat man hier für alle möglichen Abgastechniken vorgesorgt. Der Mitteltunnel ist dadurch seltsam hoch. So werden Fahrer/in und Beifahrer/in sehr deutlich voneinander
getrennt. Es bedarf akrobatischer Übung, den Fahrersitz vom Beifahrersitz aus zu erreichen. Die Garage des Hotels in Milan ist ziemlich eng. Das gilt übrigens auch für hinten! Der dritte Sitz wird somit vollends
unbequem. Immerhin bringt der große Tunnel viel Stabilität für die Fahrgastzelle.
Als Gebrauchtwagen kann man mit dem Golf 5 eigentlich nicht viel verkehrt machen. Natürlich ist man dabei mangels Rost mit einem Garagenwagen besser bedient. Überlegen sollte man, ob der Mehrpreis der
beliebten Diesel-Modelle sich lohnt, denn bei den Benzinern sind durchaus Schnäppchen möglich. Auch könnte bei hoher Laufleistung der Turbolader seinen Geist aufgeben, was kaum unter 1000 Euro zu beheben
ist, außer vielleicht man lässt diesen reparieren.
Was für den Diesel der Turbo, ist für den Benziner die Steuerkette. Wenn die allerdings reißt, ist direkt ein neuer Motor fällig. Vielleicht kann man ja beim Kauf gespartes Geld in einen Kettenwechsel investieren, wenn
der Wagen bisher ohne ausgekommen ist. Ansonsten bleiben nicht viele mögliche Mängel übrig. Gegenüber früheren Problemen von hinteren Scheibenbremsen mit integrierter Handbremse ist diese beim Golf
keineswegs anfällig, aber auch nicht ganz ohne Probleme, natürlich abhängig von den gefahrenen Kilometern.
Leider weiß auch der Verkäufer eines gut erhaltenen Golfs um dessen Beliebtheit. Allerdings sind Gebrauchtwagenpreise gegenüber denen von Neuwagen so im Keller, dass ein solcher Kauf besonders bei
schmalem Budget eine Überlegung wert ist. Man kann, wie gesagt, beim Golf nicht viel falsch machen. Ist er ungepflegt, dann bleibt das bei einer genauen Analyse kaum verborgen. Lieber einen gepflegten für ein
paar Euro mehr kaufen und dabei notfalls auch ein paar Kilometer mehr akzeptieren.
Mehr über den Gebrauchtwagenkauf lesen Sie hier. |
|