Dieser Wagen wird sich in mehrfacher Hinsicht als bemerkenswert erweisen. Natürlich ist da zunächst sein futuristisches Äußeres zu erwähnen. Ein absolut kühner Entwurf, noch dazu für die eher als konservativ geltende Kundschaft der oberen Mittelklasse. Von der Gürtellinie an aufwärts hätte dieses Ensemble aus Glas, Alu-Anmutung und Kunststoff in vergrößerter Form auch einem entsprechenden Gebäude gut zu Gesicht gestanden.
Das soll ein Coupe sein? Immerhin hat es nur zwei Türen, die entsprechend groß sind und trotzdem durch eine raffinierte Mechanik beim Öffnen nicht den entsprechenden Platz wegnehmen. Wenn schon Renault nicht mit herkömmlicher Oberklasse-Technik zu punkten weiß, dann wenigstens mit Avantgarde.
So viele Erfolge in den anderen Kategorien hat die Firma errungen. Mit dem großen Namen von einst hat sie sich nach dem Zweiten Weltkrieg aus bescheidenen Anfängen vom Heckmotor weg hin zu einem der führenden Vertreter des Frontantriebs in der Pkw-Mittelklasse entwickelt. Praktische Fahrzeuge mit großer Heckklappe sind hier entstanden.
Mit dem Espace (franz. 'Raum') ging man sogar noch einen Schritt weiter. Und jetzt kommt das alles im Avantime zusammen. Im Heck sind Anklänge an den derzeitigen Megane sichtbar, auch eine Konstruktion, die Aufsehen erregt. Etwas antiseptisch geht es innen zu, vielleicht schon der erste Schlüssel zum Misserfolg. Aber das allein erklärt es auf keinen Fall.
Kommen wir zum nächsten Aspekt, denn entworfen und gebaut wird der/die Avantime bei Matra. Das ist jene in vielen anderen Geschäftsbereichen, z.B. dem Waffengeschäft, erfolgreiche Firma, die 1965 den Automobilbau des Rene Bonnet aufkauft, der den ersten Mittelmotor in ganz normale Straßensportwagen einbaut. Die Autosparte von Matra wird immer innovativ bleiben, aber auch ein wenig herumgeschubst in Frankreichs vom Staat autokratisch regierter Autoindustrie.
Nach einer Liaison mit dem Chrysler-Konzern, wird Matra schließlich Renault zugeschlagen, wo man sich die Erfahrungen mit Stahlskelett und GfK zunutze macht. Das Produkt heißt Espace und ist erfolgreich, anders als fast alle Matra-Produkte. Auch der Avantime entsteht auf einem Espace-Chassis. Erfolg bedeutet aber, das die Stückzahl steigt und man wieder zum Ganzmetall zurückkehrt.
Schade für die Firma Matra, die natürlich nur von einem Modell wie dem/der Avantime nicht leben kann, zumal dessen Design-Mut von der in Frage kommenden Käuferschicht nicht geschätzt wird. Das Ergebnis ist ernüchternd. Die Produktion wird nach zwei Jahren eingestellt und die Matra-Sparte wird 2003 an Pininfarina verkauft und 2009 weiter an Segula Technologies. 08/13
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