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1936 Opel Olympia
Der Opel Olympia wird im Laufe seiner Entwicklung zum ersten deutschen Großserienfahrzeug mit einer selbsttragenden Karosserie ganz aus Stahlblech. Der Name stammt werbewirksam aus dem Großereignis in
Deutschland 1936. Werbewirksam, das ist das Stichwort. Die Opel-Leute, zu denen übrigens auch der spätere Chef von VW Heinrich Nordhoff gehört, setzen noch viele Ideen um. So stellen sie erstmals ein Modell mit
durchsichtigen Abdeckungen aus Plexiglas her, lassen das neue Auto mit dem Zeppelin nach Südamerika fliegen und fahren natürlich zur Überprüfung der Zuverlässigkeit in das Mutterland der Olpympischen Spiele,
nach Griechenland.
In der Tat stellt der Wagen auch eine Besonderheit dar, ist seine Karosserie doch erstmals für ein Großserienfahrzeug wie die Knoten einer Brückenkonstruktion berechnet. Das nimmt vieles von dem vorweg, was uns
heute selbstverständlich ist. Es gibt nicht mehr das 'Chassis', an dem der gesamte Antrieb und die Radaufhängung befestigt werden, bevor es mit einem (fast) beliebigen Aufbau versehen wird. Es ist von nun an
schon zu Beginn der Konstruktion wichtig, ob es z.B. ein mittragendes Dach gibt. Denn dieses muss zur Stabilität der gesamten Karosserie beitragen.
Das Auto wird dadurch nicht nur leichter, der Fahrgastraum wird fortan auch stabiler ausgeführt, was die passiven Unfallfolgen mildert. Front und Heck werden zu dem, was wir heute 'Chrashzonen' nennen. Die Opel-
Techniker sprechen von 'Sollbruchstellen' außerhalb des Innenraums. Auch die Fertigung verläuft anders. Weil Rahmen und Aufbau fest miteinander verbunden sind, müssen der Antrieb und das Fahrwerk nach
Fertigstellung der Karosserie (hydraulisch) von unten an diese herangeführt und montiert werden. Diese 'Hochzeit' gibt es noch heute (2006), wenn auch kaum noch Menschen direkt daran beteiligt sind.
So ist die Firma Opel in jener Zeit nicht nur der größte Produzent in Europa, sie zählt - auch wahrscheinlich deshalb - zu den innovativsten. Interessant ist der Vergleich dieses Fortschritts mit der Entwicklung in
anderen Firmen. Zu Produktionsbeginn des Olympia und des etwas späteren Kadett werden noch jede Menge Fahrzeuge nach alter Bauart entworfen, darunter so bekannte wie der VW-Käfer und der Citroen 2 CV. Beide behalten diese
Bauform
bis zum Ende ihrer Tage. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg werden Fahrzeuge mit Rahmen entwickelt, z.B. die Citroen ID/DS-Reihe und der
Renault 4.
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