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 1900 Opel Ascona A
Man sagt der Fa. Opel und besonders dem amerikanischen Mutterkonzern GM eine große Sachlichkeit und Effektivität bei der Konstruktion und Herstellung von Autos nach. Dieser Fall ist eine Ausnahme. Zunächst ist der
spätere Ascona als Nachfolger des Kadett B geplant. Vermutlich hat die Coupe-Frage diese Ursprungsentscheidung verändert. Ford arbeitet am
Capri und Opel muss dem etwas entgegensetzen. Der Kadett verfügt zwar jeweils über ein Coupe, aber als Konkurrent für den zu erwartenden Mini-
Mustang reicht das nicht aus. So entstehen etwas vom Kadett abgehobene
Zwillinge, wobei der Manta A noch einen Monat vor dem Ascona erscheint.
Interessant ist auch, wie man langsam von den Schiffsdienstgraden Kadett, Kapitän und Admiral Abschied nimmt. Der erste Abstecher ist der
Olympia von 1936, es folgen Rekord und
Diplomat. Mit Ascona und Manta kommt ein klein wenig Ordnung, weil diese und weitere auf 'a' enden, wobei Rückfälle wie z.B. 'Commodore' nicht
ausgeschlossen sind.
Es ist erstaunlich, welche Mühe man sich gibt, das nicht mehr ganz taufrische Fahrwerk auch für einen Einsatz im sportlichen Manta weiter zu entwickeln, ohne die Produktionskosten allzusehr zu strapazieren. Vorne gibt es
jetzt statt der QuerBlattfedern zwei Querlenker, wobei der untere länger und zum Teil von einem Stabilisator gebildet wird. Zusätzlich sind beide so
gegeneinander verschränkt, dass die
Bremskraft an den Rädern einer Nickbewegung des Fahrzeugs entgegen wirkt. Damit ist die Vorderachse voll auf dem Entwicklungsstand der Zeit. Sogar die starre Hinterachse wird noch etwas verbessert.
Erstaunlicherweise kann der Panhardstab noch verlängert werden, wobei man sich fragt, warum der nicht nicht schon seine maximale Länge
hatte. Auch die Anlenkung der Achse an die
Karosserie ändert sich und progressive Federn für mehr Komfort bei geringer Beladung gibt es jetzt. Damit entsteht ein ausgesprochen
gutmütiges Fahrwerk, das sich auch bei
sportlichem Fahren keine Blöße gibt. Immerhin ist dieser Wagen Rallye-Europameister geworden.
Der Rest der Technik ist schnell abgehandelt. Dazu gehören leichtgängige und präzise Lenkung und Schaltung, ein zwar zäh, aber doch recht hoch drehender Motor mit relativ guter Geräuschdämmung und relativ hohem
Spritverbrauch besonders in der Normalbenzin-Ausführung. Er ist vom Rekord abgeleitet, hat aber weniger Bohrung. Die Innenraummaße sind vom
Kadett als nicht besonders großzügig bekannt, mit Ausnahme des Kofferraums. Der Wagen ist bis auf eine leicht kantige Front recht unauffällig gestylt. Die Opel-Werbung rennt begreiflicherweise dagegen an, indem sie
aus dem Wagen einen 'Außenseiter'
macht. Der Wagen wird zwar gut verkauft, aber danach komplett vergessen. Noch schlimmer ergeht es der 'Voyage' getauften Kombiversion. Sie verkauft sich schlecht und lebt zunächst nicht wieder auf. Für die durchaus
logische Idee, den Verkehrsraum eines Autos z.B. für Familien bestmöglich zu nutzen, ist es einfach noch zu früh.
In diesem Jahr 1970 sollten wir uns einmal kurz den Stand der Sicherheitstechnik anschauen. Interessant ist, dass es Kopfstützen, Sicherheitsgurte und Verbundglas nur als Extra gibt. Dagegen sind Polsterung von
Sonnenblenden, Schaltern und Armaturenbrett und eine beim Frontalcrash stauchbare Lenkung Standard. Die Zweikreisbremse gehört inzwischen zum festen Inventar, wenn auch in Schwarz-weiß-Aufteilung. Für die
heizbare Heckscheibe wird allerdings noch dann extra bezahlt werden müssen, wenn es Kopfstützen und Gurte schon serienmäßig gibt.
Und wie sich der Rest der Aufpreisliste seitdem geändert hat. Zu dieser Zeit gehören Aschenbecher hinten dazu und Teppiche. Man kann sich heute (2006) gar nicht mehr vorstellen, wie denn der Normal-Gummibelag
ausgesehen haben mag. Hinzu kommt Schnickschnack wie Chrom am Auspuffende und an den Rädern. Man zahlt sogar extra für Licht im Kofferraum und eine Kontrollleuchte der Handbremse. Die einzige Möglichkeit,
Gummi zur Dämpfung von leichten Remplern zu haben, besteht in dem Kauf von zusätzlichen Stoßstangenhörnern. Typisch amerikanisch ist auch der mögliche Vinyl-Dachüberzug für bessere Wärmedämmung im
Sommer. Da kommt einem der Aufpreis für ausstellbare hintere Seitenfenster beim Zweitürer geradezu human vor. Wie man am vergleichsweise geringen Kaufpreis oben sieht, sind die Autos zu dieser Zeit knapp
kalkuliert.
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