Es ist ein sensationelles Auto, denn man wird im Bereich der Kfz-Technik lange suchen müssen, um ein Chassis aus glasfaserverstärktem Kunststoff zu finden. Jetzt kommen Sie mir nicht mit all diesen schönen Fahrzeugen wie z.B. der Corvette mit einer Karosserie aus GfK. Kein Vergleich mit diesem Lotus Elite, denn da ist immer noch eine Menge Metall beteiligt.
Frühe Monocoque-Technik für den Rennsport
Und für das Erscheinungsjahr 1957 ist es erst recht eine einmalige Sache. Natürlich könnten Sie jetzt einwenden, dass dieser Wagen, wie beinahe alle von Colin Chapman, für den Rennbereich konzipiert war. Aber immerhin ist er in über 1000 Exemplaren verkauft worden. Eine solche Serie aus reinem Kunststoff ist uns nicht bekannt.
Gewiss, ein wenig Metall werden Sie finden, z.B. um die Windschutzscheibe herum. Bei Karosserien, deren Verzug auf schlechten Straßen man nicht ausschließen kann, fürchtet man immer als erstes den Glasbruch. Bei geklebten Scheiben ist das noch schlimmer. Nein, an Glasbruch hat dieser Wagen nicht gelitten. Allerdings hat das Chassis insgesamt Probleme mit der Haltbarkeit gehabt.
Nein, eine üble Nachrede ist das nicht, denn Chapman selbst hat die Konsequenzen gezogen und den Nachfolger Elan wieder mit einem Zentralrahmen (Bild oben) ausgestattet, natürlich auch hier durch große Ausschnitte auf geringes Gewicht achtend. Sie mögen erkennen, wie sehr darauf geachtet wurde, die Radaufhängung mit einzubeziehen. Danach hat die Bauweise ohne Verstärkung wohl endgültig kein Hersteller mehr riskiert.
Heute wäre es durch CfK vielleicht möglich, die Schläge auch auf Dauer aufzufangen, die eine Federung bisweilen an die Karosserie austeilt. Aber Produktionswagen brauchen halt im Gegensatz zur Formel 1 eine ausgedehntere Crashzone. Obwohl die inzwischen auch immer steifer und durch gestufte Airbags ausgeglichen wird, ist hier Metall immer noch der geeignetere Werkstoff. Und da ist es verlockend, zwei Crashzonen vorn und hinten durch Metall in der Mitte zu verbinden.
Der Entwurf stammt von Peter Kirwan-Taylor und Frank Costin. Sie haben von letzterem bestimmt schon einmal gehört, denn er ist der spätere Mitbegründer und teilweise Namensgeber von Cosworth. Der erreichte cW-Wert ist besonders für die Zeit phänomenal, zumal man davon ausgeht, dass kein Windkanal zur Verfügung stand. Bitte bedenken Sie, dass die enorm kleine Querschnittsfläche dieses sehr niedrigen Autos noch aufmultipliziert wird, was den Luftwiderstand abermals verringert.
In USA viel teurer als ein Porsche
Teuer war der Lotus und wurde z.B. in Deutschland gar nicht erst angeboten. Wie Sie z.B. aus dem zweiten Video (sehenswert, englische Sprache) erfahren können, hat Lotus nicht viel selbst gemacht, sondern im Prinzip Teile von Zulieferern zu einem Auto montiert. Das entspringt der Tradition der Firma, die jahrelang Tuning-Bausätze (Kits) verkauft hat. Auch den Elite gab es als Bausatz. Das hatte zum einen in Großbritannien steuerliche Gründe, aber auch mit dem möglichen Einsatz des Wagens für Rennzwecke zu tun. Man brauchte später ohnehin auszutauschende Teile nicht mitzukaufen.
Er hat dann dort auch entsprechend fulminantem Leistungsgewicht und Windschnittigkeit z.B. mit Klassensiegen in Le Mans und auf dem Nürburgring entsprechend abgeräumt. Einen noch nicht genannten Nachteil der Kunststoffkarosserie wollen wir Ihnen nicht verhehlen, das sind gewisse Neigungen zum Dröhnen. Das könnte aber auch den Grund haben, dass Chapman sogar bei den Serienwagen so etwas Überflüssiges wie z.B. Innenverkleidungen am Dach eingespart hat. 03/15