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  1955 Citroën ID 19



Er fährt auch auf drei Rädern.

Das Design gilt schlicht als das beste im vorigen Jahrhundert. Noch nie hat man ein Auto gesehen, das geringen Luftwiderstand so geschickt mit Eleganz verbindet, vor allem nicht in so großer Serie. Die ist offensichtlich bei der Namensgebung schon geplant, wobei durch Verschiebung der Buchstaben für das Spitzenmodell die Bezeichnung 'DS' herauskommt, was im Französischen (etwas langgezogen) ausgesprochen auch 'Göttin' heißt. Die Fachwelt nennt sie eher eine 'Diva', doch dazu später mehr.

Die Firma Citroën hat schon einige Modelle herausgebracht, die Aufsehen erregten, doch die ID-Version ist wohl eines der spektakulärsten. Dabei ist die Technik unter dem Blech eigentlich vom Traction Avant übernommen worden. Dies sogar mit dem Rückschritt, dass man wieder zu einem chassisartigen Rahmen greift, den der Vorgänger bereits abgelegt hatte. Auch die Hydropneumatik gibt es schon bei Citroen.

Neu sind neben dem aufregenden Design die Front- und Heckhaube aus Aluminium und das Dach aus GFK. Dann ist der ID das erste Großserienauto mit Scheibenbremsen (vorn). Vielleicht auch deshalb, weil sie mit ihrer geringen Selbstverstärkung ideal zu einem System mit hydraulischer Betätigung passen. Dafür ist der Bremsknopf und vor allem seine gefühlvolle Betätigung etwas Besonderes. Nach einem Jahr wird er wieder durch ein Bremspedal ersetzt. Später kommt noch eine durch Zentralhydraulik betätigte Halbautomatik hinzu.

Die Faszination des Wagens liegt wohl eher in der Kombination von Aussehen und Fahren. Wer hat schon je so schön verkleidete Hinterräder gesehen, Kotflügel, die man mit einer Schraubendrehung demontieren kann. Manche Details, wie die Betätigung der Türöffnungen oder die zunächst halb transparenten und später verchromten, kegelförmigen Blinker am Dachende werden wohl einmalig bleiben. Dieser Citroën teilt die Welt in zwei Emotionen, in Befürworter von Geschwindigkeit oder von Fahrkomfort. Letztere erfreuen sich an sanftem und stressfreiem Reisen und genügend Platz im Innenraum. Das Armaturenbrett ist aus relativ nachgiebigem Kunststoff und auch das einarmige Lenkrad trägt zu einer damals noch in den Kinderschuhen steckenden Unfallsicherheit bei.

Leider ist ein hochqualitatives Auto häufig mit tristem Design verbunden und umgekehrt gilt das Gleiche. Es scheint, als ob die Kraft der Ingenieure nur für eines reichen würde. So hat sich der Wagen schon manches Mal als 'Diva' entpuppt. Das liegt an seiner Komplexität und der Unerfahrenheit von Werkstätten und z.T. auch an der Behandlung. In Frankreich ist er zu dieser Zeit ein ganz normaler Oberklassewagen und der wird - nach französischer Art - auch so behandelt. Im Ausland gibt es Liebhaber, die das Auto auf Händen tragen und Nonkonformisten, für die Autopflege und Vorsicht beim Einparken zu den unwichtigeren Dingen des Lebens gehören. Kommen zwei solche Charaktere nacheinander ausgerechnet an diese Konstruktion, dann bleiben Enttäuschungen nicht aus ...

Wie ein Wasserbett auf Rädern.

1955 Citroën DS 21








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