2018 BMW G 310 R
Nein, in Berlin-Spandau wird dieses Motorrad nicht gebaut, sondern beim drittgrößten Zweirad-Hersteller TVS Motor Company in Bangalore (Indien). Ausnutzung günstigerer Löhne und damit Herstellungskosten
sind
inzwischen fast bei allen Fahrzeug-Herstellern üblich und für sich kein Grund zum Misstrauen. Eher stellt sich die Frage nach den zugelieferten Teilen, die übrigens auch bei einem in Deutschland gefertigten Teil von
weither bezogen sein können.
Es handelt sich schließlich um die Einsteiger-Klasse, deren Hubräume unter 500 cm3 BMW seit dem Wegfall der R27 1966 nicht mehr bedient hat. Und da ist der Preis in Europa vielleicht noch nicht
einmal so wichtig wie der in Asien, um überhaupt konkurrenzfähig zu sein. Und die Marke mit der man einsteigt, damit steigt man wahrscheinlich auch weiter auf. Deshalb ist BMW geradezu gezwungen, hier eine
tadellose Qualität zu liefern.
Vom Design her ist es wohl eine BMW. Kenner der Marke können Verbindungen zu allen möglichen BMW-Modellen knüpfen. Anderen fällt natürlich direkt die gold-eloxierte Upside-down-Gabel auf, die wegen der
Betonung hauptsächlich Erinnerungen an die R nineT wachruft. Obwohl der Trend eher zu Zweizylindern geht, deren Laufverhalten mit Tricks wie ungleichem Kurbelwinkel eher ungünstiger wird, tendiert BMW
eindeutig auch schon bei der 650er zu einem Zylinder.
Motoren dieser Art drehen dann vielleicht nicht ganz so hoch, sind aber insgesamt doch etwas leichter. Der flüssigkeitsgekühlte Einzylinder (Euro 4) mit Ausgleichswelle ist nach hinten geneigt und saugt seine Luft
von
vorn durch eine Airbox an. Die Abgase werden direkt nach hinten zum G-Kat und einem riesigen Schalldämpfer geleitet. Wichtige bewegte Teile im Motor wie die Schlepphebel und der Kolbenbolzen sind mit einer
Carbon-ähnlichen Beschichtung versehen, der Zylinder selbst nach dem Nikasil-Verfahren.
Ganz ohne Schwingungen ist so ein Motor wohl nicht denkbar und gedreht werden muss er angesichts seines geringen Hubraums und seiner Kurzhubigkeit auch. Dafür hat er mit 10.000/min eine angenehme
Drehzahlgrenze, deren annähernde Ausnutzung einen den Anschluss an größere Bikes nicht so leicht verlieren lässt. Der Tank ragt relativ hoch hinaus, soll aber zusammen mit der ab Werk noch leicht
veränderbaren
Sitzhöhe für eine angenehme Position sorgen. 04/18
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