Der 501 stellt keine Konkurrenz für den 340 dar, obwohl er ihm - zumindest in der ersten Ausführung - technisch gleicht. Dazu zielt er zu sehr auf die Oberklasse. In der Entwicklung entfernt er sich technisch immer mehr, besonders mit dem Achtzylinder-Triebwerk, übrigens nach der Größe der Serie der erste Leichtmetall-V8 in Europa. Auch seine Motorsteuerung weist eine Besonderheit auf. Es ist zwar nur eine untenliegende Nockenwelle vorhanden, doch ist die Kipphebelwelle an sehr langen Stahlbolzen befestigt, das gleiche Material und etwa die gleiche Länge wie die Stößelstangen. Das Ergebnis ist trotz des Zylinderblocks aus Leichtmetall eine sehr geringe Veränderung des Ventilspiels bei unterschiedlichen Motortemperaturen.
'Barockengel' wird er treffend genannt, womit wohl seine ausladenden Formen gemeint sind. Wer hat schon jemals einen vorderen Kotflügel gesehen, der bei einer viertürigen Limousine bis zur hinteren Tür reicht. Es kommt, wie es kommen muss: das Auto wird bei seinem Erscheinen von der Fachpresse als erster westdeutscher BMW nach dem Krieg lobend aufgenommen, aber verkaufstechnisch ist er eher ein Flop ohne direkten Nachfolger. Hinzu kommt die Kostensituation. Da der Wagen nicht sehr rationell gefertigt werden kann, legt BMW am Ende bei jedem Wagen geschätzte 5000 DM drauf.
Gerecht wird man dem Wagen damit nicht. Sicher, eine nicht selbsttragende Karosserie, also eine mit Tragrahmen, ist nun wirklich nicht mehr der letzte Schrei. Auch ein vom Motor getrennt angeordnetes Getriebe verspricht mehr Aufwand. Dem Tragrahmen sind dann wohl auch die Drehstabfedern vorn und hinten geschuldet. Immerhin ergibt sich durch den zusätzlichen Dreieckslenker eine optimal geführte Starrachse. Obendrein sind die Querlenker vorn nadelgelagert und die Lenkung arbeitet schon mit einer Zahnstange, wenn auch noch in gebogener Form.
Irgendwie macht dieser Wagen alles anders, mal altertümlich und mal modern anders. Zur letzteren Kategorie gehören die zu der Zeit noch keineswegs üblichen hängenden Pedale, die, wie fast alles an dem Auto ziemlich leichtgängig sind. Natürlich ist auch die Kupplung zusätzlich hydraulisch betätigt. Typisch für den 501/502 ist das von außen gut wahrnehmbare hohe Lenkrad mit der besonderen Anordnung der vier Speichen. Sieht man damit jemand ums Eck kurbeln, könnte man die Lenkung für indirekt halten, ist sie aber nicht, leider aber auch nicht gut gegen Fahrbahneinflüsse isoliert.
Ach ja, und dann kann man den/die Fahrer/in. zumindest bei den ersten Exemplaren, auch noch an der Lenkradschaltung erleben. Das Getriebe ist nicht immer ganz leise, schafft aber durch seine Anordnung unter der Sitzbank Platz für die Beine des in der Mitte mitreisenden Passagiers. Der V8-Motor wird ob seiner Elastizität und Laufruhe durchaus gelobt. Es gab ihn mit etwas weniger Leistung auch schon im 501. Der hatte dann auch schon die große Heckscheibe des 502. Typisch wieder für die Eigenheiten der BMW-Verantwortlichen: Eine Automatik ist nicht lieferbar, nicht gerade förderlich für das USA-Geschäft. 04/15