Die Giulietta Sprint steht für grundlegende Veränderungen in der italienischen Kfz-Industrie. Oder soll man sagen 'Handwerk', was für die bisherige Fertigung gewisser Karosserien durchaus zutreffend gewesen wäre. Nein, ab jetzt kommen nur noch Luxuskarossen wie Ferrari oder später auch die ersten Lamborghini in den Genuss, einzeln und von Hand gedengelt zu werden.
Die Karosseriers teilen sich auf in produktions- und designorientierte. Letztere stellen also weniger Produkte für Konsumenten als vielmehr für Autowerke her. Sie erfinden jetzt, welche Formen in immer größer und zahlreicher werdenden Pressen hergestellt werden sollen. Es wird nicht lange dauern und italienisches Design dominiert die europäische Automobilwelt. Kaum ein Auto, an dem nicht ein Designer von dort Hand angelegt oder zumindest als Ideengeber (gewollt oder ungewollt) zur Verfügung gestanden hätte. Manchmal wird auch statt des Entwurfs der Designer selbst eingekauft.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat es angefangen. Und einer der später berühmten ist Nucio Bertone. Schon zur Zeit der Entstehung der Giulietta steht seltener er als vielmehr Franco Scaglione am Zeichenbrett. Später wird es Giorgio Giugiaro für die Giulia Sprint sein. Alfa Romeo startet damit in eine neue Zukunft. Ruhmreich ist die Firma fast von Beginn an. Neben den herausragenden Rennerfolgen zwischen den Kriegen verdankt auch Ferrari der Firma die Existenz.
Aber das finanzielle Polster war immer dünn, manchmal zu nah am Abgrund. Allein vom Ruhm kann man nicht leben. Und so braucht Alfa jetzt eine bessere Strategie, als nur wenige Autos für gut Betuchte herzustellen. Es sollen besondere Fahrzeuge bleiben, aber auch der mittlere Angestellte soll zumindest irgendwann die Möglichkeit sehen, sich einen Alfa leisten zu können. Natürlich können die Autos nicht zum Schnäppchenpreis abgegeben werden, sondern bleiben, auch in den Unterhaltskosten, eher am oberen Rand des jeweiligen Preissegments. Eine der wenigen Ausnahmen wird die Junior-Variante in den besonders erfolgreichen Jahren sein.
Man bedient sich hauptsächlich der schon länger im Hause üblichen Motorentechnik. Es verwundert, dass dies fast ohne Abstriche geschieht. Kosten werden eher auf der Herstellungsseite gespart. So ist dieser Motor mit geringen Variationen wirklich in allen Fahrzeugen der Firma zu finden, auch im Transporter. Beim Fahrwerk schafft man es, mit relativ einfachen Mitteln erstaunliche Ergebnisse zu erzielen.
Bleibt noch das tief gegründete Image und die Karosserie, den Kaufpreis zu rechtfertigen. Womit wir bei der Giulietta Sprint angekommen wären, genau wie die spätere Giulia Sprint ein Entwurf von zeitloser Schönheit. Mailand (Alfa) gewinnt in der gehobenen Klasse gegen Turin (Fiat) zumindest nach Punkten, und der Erfolg lässt denn auch nicht lange auf sich warten ... 10/09