Kernkraft, nein danke?

Wenn wir uns zu einer bestimmten Meinung durchgerungen haben, dann schauen wir uns von Zeit zu Zeit bewusst die allerdings qualifizierte Gegenmeinung an. Nun ist 'durchringen' hier falsch, weil wir schon
seit Jahrzehnten gegen Kernenergie sind.
Trotzdem dieses Video anschauen? Ja, wir tun uns sogar bisweilen Interviews von Personen aus dem AFD-Bereich an. Man kann dazu nur raten, weil man dann davon wegkommt, nur auf die Parolen zu
achten.
Zurück zu den Kernkraftwerken, wo uns trotz dieses zweifellos qualifizierten Mannes natürlich Bedenken gekommen sind. Als Erstes natürlich, weil die Frage der Endlagerung so sehr an den Rand gedrängt
wurde. Selbst der Moderator spricht von einer exponentiell abklingenden Radioaktivität.
Bleibt die Frage, ob denn nun die Halbwertszeit nicht mehr gilt als ein Begriff, der das Abklingen von Radioaktivität beschreibt. Das kann dann so exponentiell sein, wie es will, nach einer viel zu langen Zeit ist
noch die Hälfte vorhanden. Der Moderator muss sich den Vorwurf der Verniedlichung gefallen lassen (51:30).
'[…] Man könnte sie [die abgeschalteten Kernkraftwerke] einfach erstmal stilllegen, die verbleibende Strahlung mal abklingen lassen, das geht ja relativ rapide runter. Innerhalb von 5 bis 10 Jahren ist es ja fast
strahlungsfrei.'
Das Auswärtige Amt warnt noch immer vor Reisen auch nur in die Gegend von
Fukushima. |
Es geht also mehr um zwei andere Themen, nämlich die Sicherheit überhaupt und die der Versorgung. Zu Ersterem sagen wir jetzt hier nichts, weil uns einerseits Fachwissen fehlt und sich die Argumentation
des Experten einigermaßen plausibel anhört.
Bleibt die Versorgungssicherheit. Und da sieht der Gast große Probleme auf Deutschland zukommen. Diese für einen Anteil der Erneuerbaren deutlich über 50 Prozent hinaus zu garantieren, sei nicht realisier-
bzw. finanzierbar.
Eine Revision der Anschaltung der letzten Kernkraftwerke hält er technisch für möglich, nicht aber die einigermaßen bezahlbare Erlangung einer neuen Betriebsgenehmigung. Seine Bedenken haben also nicht
den Zweck, die Kernkraft in Deutschland wieder in den Vordergrund zu rücken. Immerhin.
Aber es ist eben ein Mann, der Jahrzehnte lang für die Großindustrie gearbeitet hat. Er ist sehr stark in diesen Kategorien verhaftet. Dezentralisierung gepaart mit stärkerer Demokratisierung ist nicht sein Ding.
Die von ihm so propagierte Fernwärme wollen unserer Meinung nach viele Menschen in Deutschland nicht.
Die wollen eher in steigendem Maße autark sein und übersehen dabei sogar die damit verbundene Kostensteigerung. Im Video werden bei den Kosten pro kWh die Versicherung und die
Endlagerung nicht berücksichtigt. Und hält ein Kernkraftwerk wirklich 60 - 80 Jahre und die Erneuerbaren noch nicht einmal ein Drittel so lange?
Jede Menge Gaskraftwerke fordert der Experte für die Übergangszeit. Und was machen wir später damit, etwa Wasserstoff verbrennen? Die Kosten für Batteriespeicher werden teilweise massiv zu hoch
angesetzt, die eine Million E-Autos vollkommen vergessen.
Die gute Nachricht aus diesem Interview: Auch der Experte sieht keine Chance für die abgeschalteten Kernkraftwerke, auch wenn seiner Begründung der fehlenden Betriebserlaubnis in den Kommentaren
widersprochen wird.
Uns reicht das Verschwinden der friedlichen Nutzung der Kernkraft. Immerhin ist ja auch weltweit eher ein leichter Rück- als ein Zugang zu verzeichnen. Warum diese sehr lang anhaltenden Risiken eingehen,
die bei der Nutzung von Sonne und Wind nun einmal nicht bestehen?
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