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Arm und Reich




Meinen Sie nicht auch, man kann die Zukunft schon erahnen? Versuchen wir doch einmal, zugegeben etwas laienhaft, Fakten zusammen zu stellen. Einer davon wird Sie vielleicht überraschen: Ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen ist sehr unwahrscheinlich. Warum? Weil davon auch und nicht gerade wenig die Autohersteller abhängen. Warum? Weil sich gerade unsere teuren Autos im Ausland wegen dem fehlenden Tempolimit besser verkaufen.

Das ist doch ganz einfach. Verfolgen Sie doch bitte einmal die Rennaktivitäten einzelner Hersteller, schon seit deutlich mehr als hundert Jahren. Offensichtlich verkauft der mehr, dessen Autos bei Rennen erfolgreicher sind. Aber wie viele Käufer belasten ihre Autos rennmäßig? Fast niemand. Also nutzen die Leute diese Überlegenheit eigentlich nicht.

Ich zahle mehr für etwas, das überlegene Fähigkeiten hat, die ich nicht brauche. Eigenartig oder? Nein, überhaupt nicht. Denn ich kaufe ja gar kein Auto, ich kaufe einen Mantel oder gar ein Kostüm, was zu mir passen muss. Man könnte es auch eine Minibehausung nennen, für manche Leute die Einzige im Leben, die ihnen gehört, zumindest wenn alle Raten bezahlt sind. Deshalb wird es auch immer Individualverkehr neben ÖPNV geben.

Das Auto als Bespiegelung des/r Fahrer/in. Damit das schon einmal klar ist. Natürlich drängt die Jugend in die Stadt und braucht dort kein Auto. Aber was ist, wenn sie (heute oft später) eine Familie gründet? Manche wollen dann aufs Land und kaufen ein Haus mit Garage. Den Rest Richtung Individualverkehr können Sie sich denken. Oder glauben Sie ernsthaft an massenhaft funktionierendes Carsharing auch dort?

Man braucht auch gar kein generelles Tempolimit einzuführen, denn die Gegner rechnen vor, dass nur 2 Prozent der Straßen in Deutschland nicht tempobegrenzt sind. Listig wie sie sind, haben Sie zumindest die Landstraßen mitgerechnet. Aber abgesehen davon, begegnen einem auch auf der Autobahn verdächtig oft die 130-Begrenzungen. Auch so eine List, veränderbare Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuführen.

Die Niederländer sind schlau und kostengünstig. Sie führen generell Tempo 100 ein und erlauben dann partiell bis zu 130 km/h. Das sind dann keine Tempobegrenzungen mehr, sondern Tempoerhöhungen. Nein, die Befürworter eines Tempolimits brauchen nur eins zu tun, nämlich zu warten. Allerdings werden sie am Ende nicht vollständig zufriedengestellt sein. Und das kommt so.

Gehen Sie einmal ruhig von flächendeckender E-Mobilität aus. Ich weiß gar nicht, warum deren Befürworter/innen so fiebern. Sie wird kommen, einfach wegen der Logik. Strom war früher von seinem Gebrauch her eher verpönt, vielleicht für Klein- und Haushaltsgeräte vertretbar. Aber wenn wir dereinst die hohen Margen erneuerbarer Energie erreicht haben werden, dann dreht sich das. Vielleicht planen schon bald Häuslebauer den Einbau von elektrischen Wandheizungen, wegen der geringen Investitions- und Wartungskosten.

Die Amerikaner/innen machen das schon lange so, aber bestimmt nicht wegen Klimaneutralität. Aber bleiben wir bei einer flächendeckenden Versorgung mit Strom. Nein, umsonst wird und kann das nicht sein, denn schon jetzt wird deutlich, wie stark Kosten für Weiterleitung und Lade-Infrastruktur drücken können. Bei Inonity behauptet man, dass selbst die 0,79 € pro kWh die Kosten nicht decken.

Diese ist wie immer so auch bei der E-Mobilität ein eminent wichtiger Aspekt, leider viel zu wenig im Netz diskutiert. Lassen Sie uns dazu ein Statement formulieren:

Die Kosten eines für längere Strecken gut geeignetes Fahrzeug im Verhältnis zu einem dafür weniger gut geeigneten, aber billigeren werden steigen.

Der Kauf eines langstreckentauglichen E-Autos ist schon jetzt wesentlich teurer. Wobei diese Autos noch nicht einmal langstreckentauglich im Vergleich zu früher sind. Auch wenn das Batterie-Pack insgesamt billiger wird, ein empfindlicher Unterschied wird bleiben. Beim id.3 wird man wohl für jede nächsthöhere Stufe mit fast 10.000 € rechnen müssen, weil zusätzlich noch mit Paketen gekoppelt.

Also konnte man früher (und vielleicht auch im Moment noch) ein bequemes und für viele Kilometer ohne Unterbrechung fahrbares Auto zu einem geringeren Aufpreis erwerben. Und das ohnehin bei niedrigeren Preisen für Treibstoff. Was aber noch viel wichtiger ist, man konnte die längere Reise auch mit dem vergleichsweise günstigen Auto angehen. Das wird im E-Zeitalter so einfach nicht möglich sein.

Warum? Weil man einen VW Polo (oder ein noch günstigeres Auto) auf der Reise nach Italien auch nur ein- bis zweimal betanken muss, was kaum länger dauert als beim größeren Audi, Mercedes oder BMW. Also kommt es nur noch auf die zweifellos höhere Durchschnittsgeschwindigkeit an, die sich übrigens deren Fahrer/innen so leicht nicht nehmen lassen werden. Sie werden Tempolimit als Enteignung empfinden.

Bei der vollendeten E-Mobilität, und die wird kommen, sieht die Sache ganz anders aus. Wie schon gesagt, für das Schnellfahren wird erheblich mehr bezahlt werden müssen. Jetzt ist das bestenfalls die doppelte Spritmenge, die gegenüber dem Polo nötig wird, Diesel-Technik einmal vorausgesetzt. Das Tanken dieser Menge dauert nur unwesentlich länger, so dass man kaum an Durchschnittstempo verliert.

Aber dann. Wie schon erwähnt, die größere Batterie. Vielleicht noch problematischer: die Lade-Infrastruktur. Für schnelles Laden wären höhere Spannungen hilfreich, abseits der Norm der anderen und, wie schon wieder bei Porsche zu beobachten, sehr teuer. Der überlegene Wagen der Zukunft glänzt nicht durch mehr Leistung, sondern durch ultraschnelles Laden.

Ist ja auch ziemlich verwunderlich: Immer, wenn eine neue Technik bei der Mobilität eingeführt wurde, ging es zu Beginn sehr langsam zu. Das erste Fahrzeug von Benz schaffte bestenfalls 16 km/h. Und wie ist das beim Einführer Tesla, angeblich für den Massenmarkt? Der begann mit einem Sportwagen und schlug schon mit seinem zweiten Modell unglaublich viele Verbrenner, zumindest in der Beschleunigung.

Wo bleibt dann noch das Alleinstellungsmerkmal für besonders teure Autos? Natürlich nicht mehr bei der Motorleistung. Völlig unrealistisch, denn bei besonders hohem Tempo wird die Batterie noch viel schneller leer als früher der Tank. Die Hersteller solcher Autos haben sich das schon gut überlegt. Besonders kurze Ladepausen mit enormen Strömen und vielleicht auch Spannungen, allerdings mit nochmals gesalzenen Preisen wie schon beim Autokauf.

Das schützt dann auch vor zu viel Andrang und eventuellen Wartezeiten an solchen Ladesäulen. Und Otto Normalverbraucher lädt brav zuhause oder an einer benachbarten Ladestation, zwar zu etwas höheren, aber immer noch tragbaren Preisen. Und siehe da, Schnellfahren lohnt sich auf einmal nicht mehr, weil man dann länger an einfachen, noch bezahlbaren Ladestationen steht.

Können Sie sich ein Roboter-Auto mit richtig gutem Reisedurchschnitt vorstellen? Alles, was die übernehmen, dauert länger als vorher.

Die Hersteller teurer Autos werden hingegen alles tun, um nicht in der Zeitung zu erscheinen mit dem Titel 'Audi gefährdet Insassen von Polo durch Schnellfahren!' Das ist der wahre Sinn von Autonomem Fahren, Unfälle dieser Art auf jeden Fall zu vermeiden und höhere Durchschnitte trotzdem einigermaßen sicherzustellen. Allein schon deshalb wird es noch längere Zeit bei Assistenz bleiben und nicht zu vollautomatischem 'Door to door' kommen.







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