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  Verantwortung 1




Verantwortung hat offensichtlich keine Konjunktur. Im Gegenteil, wo man sie vermeiden kann, da tut man das. Und wo es nicht anders geht, da geht es häufig schief. Muss z.B. ein Regierungsflugzeug dringend generalrepariert werden, führt ein Fehler bei der Montage zu einem Beinahe-Absturz und anschließend festgestelltem Totalschaden.

Viel harmloser ist, wenn Theater-Ensembles sich bei Versuchen mit Neuproduktionen schon vorher einen Teil der Zuschauer ins Haus holen, um nur ja nicht zu scheitern bzw. die Schuld bei einem solchen z.T. von sich weisen zu können. Verantwortung, das ist diese quälende Ungewissheit, ob denn der eigene Input gereicht hat.

Da berichtet der Schreiberling der Zeitung vom Verkauf des unseligen Street Scooters nach China, traut sich aber nicht, als eventuelle Begleiterscheinung den Verlust von Arbeitsplätzen zu erwähnen, den natürlich die das Auto samt Produktionsanlagen verkaufende Post vehement verneint.

Stattdessen wird wieder einmal einer dieser offenbar stets dienstbereiten sogenannten Experten angerufen, der natürlich froh ist, meist zusammen mit seinem Institut wieder einmal in der Zeitung erscheinen zu können. Eigentlich ist sein momentaner Informationsstand dem des Schreiberlings ähnlich, aber er nimmt es viel bereitwilliger auf sich, von möglicher Schließung der Produktion hierzulande und, wenn überhaupt, einem künftigen Import aus China zu sprechen.

Anscheinend kaufen die Chinesen immer noch alles, wo 'Germany' draufsteht. Dabei war der Street Scooter von Anfang an eine Totgeburt. Eigentlich als universitäres Projekt gestartet, wurde ein frühes Elektroauto daraus. Da aber schon bald ein lohnender Verkauf an Privatkunden/innen ausgeschlossen wurde, erhielt das Ding einen Kasten wie weiland der erfolgreiche Mercedes 170 in den schwierigen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg.

Und so sah er auch fast aus. Bei der Post gab es offensichtlich einen Chef, der sich an der Idee der Zustellung per E-Auto begeisterte und mit viel Geld zum Retter des Projekts wurde. Überhaupt war Marketing so ziemlich das Einzige, was man von der ganzen Sache lernen konnte. Nie wurde ein Scheitern zugegeben, immer ging ein Schlamassel in einen größeren auf, begleitet von unglaublich vielen Aktivitäten zur Bekanntmachung.

Nur, Sie können an die große Glocke hängen, was immer Sie mögen, wenn das Produkt nicht stimmt, werden Sie letztlich scheitern. Offensichtlich wird das, wenn man Käufer/innen sucht. Gemeint sind hier übrigens wirkliche Käufer/innen, keine Leute, die eine Anzahlung leisten, die sie bei einem eventuellen Rücktritt wiedererhalten.

Da kamen dann Preise zum Vorschein, von denen jeder Depp ahnen konnte, dass sie in kürzester Zeit von industriell hergestellten Produkten mit höherer Leistungsfähigkeit unterboten würden. Und es dauerte nicht lange, da war PSA mit einem solchen auf dem Markt, von dem man, weil es von einem Serienprodukt mit Verbrennungsmotor abgeleitet war, annehmen konnte, dass es auch eine höhere Zuverlässigkeit aufweisen würde.

Und an jeder Ecke fast eine Peugeot-Werkstatt, die es hätte reparieren können. Warum versucht man in unserer Gegend dauernd, gegen die etablierte Konkurrenz der Auto-Hersteller anzugehen? Man hätte doch schon relativ früh an Elon Musk sehen können, wie schwierig das ist. Jetzt gibt es wieder so ein Gefährt, dass uns mit seiner angeblich bewusst gering gehaltenen Batteriekapazität als Innovation verkauft wird.

Noch tolldreister erscheint die Behauptung, sein Vorteil läge darin, dass es überwiegend von Hand und nicht von Robotern hergestellt wird. Na klar, das spart Investitionen. Aber auf das Argument der viel teureren Produktion reagiert der diensthabende Professor mit einer Verbindung zu seinem Studienfreund Diess. D.h. schon beim gerade erst auf dem Markt kommenden Auto wird schon an die Plattform von VW gedacht.

Ist das eine neue Strategie, den Verkauf eines Produktes mit dem Hinweis auf die Güte von dessen nächster Generation anzupreisen? Funktioniert hat das offensichtlich nur bei BMW. Allerdings muss man den Hinweis dort, die nächste Generation des 1er werde ein Fronttriebler sein, eher als Drohung auffassen, nach dem Motto, kauft ihn mit Hinterradantrieb, so lange es noch geht.

Auf ein jetziges kleines E-Auto bezogen, scheint es eher kontraproduktiv, auf eine künftige Ausstattung mit der MEB-Plattform hinzuweisen. Und können Sie sich vorstellen, dass diese Plattform besonders günstig dargereicht wird? Wer VW-Preise kennt, glaubt daran nicht im Geringsten. Und dann diese Produktionsform nach Altväter Art. Da soll dann ein preisgünstiger Kleinwagen draus werden?

Und sollte er sich wider allem Erwarten z.B. durch sein freundliches Gesicht doch massenhaft durchsetzen, was wird VW dann tun. Da gibt es ein schönes Beispiel aus der Vergangenheit. Daimler hat BMW so lange enorm geholfen, wie BMW-Kleinwagen als Abart des Austin 7 produzierte, Die Autos durften sogar neben Mercedes-Limousinen in deren Verkaufsräumen Platz nehmen.

Als dann aber die BMWs größer wurden und mit den Daimler-Fahrzeugen, auch wegen modernerem Outfit zu konkurrieren drohten, war die Zusammenarbeit auch bald bei der Fertigung von Karosserien beendet. Drum merke, der Riese zeigt sich dem Zwerg gegenüber nur solange großzügig, wie der ein Zwerg bleibt.

Übrigens scheint sich das Schicksal von Tesla an diesem Elektro-Zwerg zu wiederholen. Schon zum zweiten Mal wurde der Produktionsbeginn verschoben. Und natürlich gibt es wieder Kunden/innen, die entsprechend vertröstet werden. Angeblich hat man mit bestimmten unbedingt noch nötigen Zulassungen nicht gerechnet. Eigenartig, aber der Herr Ministerpräsident hat sein Auto schon.

Wir fassen zusammen. Verantwortung wird umgangen. Nimmt sie doch jemand beherzt in die Hände, so ist heutzutage die Gefahr sehr groß, dass genau dieser Typus die damit verbundenen Schwierigkeiten unterschätzt, wie etwa ein offensichtlich begnadeter Professor für Marketing die für die Herstellung von Kraftfahrzeugen. Hat natürlich den Nachteil, dass dadurch noch mehr Leute von der Übernahme von Verantwortung abgeschreckt werden.







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