Der Zahnriemen

kfz-tech.de/YMS1
Schon seit einiger Zeit wird z.B. bei YouTube über die im Öl laufenden Zahnriemen geschimpft, leider mit falschen Begründungen. Nein, ganz aufklären werden wir darüber nicht können, aber zumindest die
Argumentation ein wenig geraderücken.
Der Zahnriemen war schon immer ein Problemkind. Das resultiert aus seiner verantwortungsvollen Aufgabe, nämlich in jedem Fall die Ventile zu schließen, bevor der Kolben kommt. Früher war da z.T. mehr
Platz, so dass Kollisionen ausgeschlossen werden konnten.
Aber das ist längst Schnee von gestern, denn moderne Motoren haben, auch wenn sie aufgeladen sind, mehr Kompression und damit weniger Verbrennungsraum. Fazit: ein Defekt am Zahnriemen ist in aller
Regel tödlich für den Motor.
Auch die Tatsache, dass vielleicht nur Ventile verbogen werden, gehört wohl der Vergangenheit an. Nur noch selten kommen alle Kolben mit glimpflichen Verletzungen davon. Und damit wird aus der ohnehin
schon teuren Reparatur des Zylinderkopfes eine den ganzen Motor betreffend.
Also, dem Zahnriemen darf nichts passieren. Es hat auch eine Zeit gedauert, bis man durch Änderung von dessen Konstruktion, z.B. der Form der Zähne, soweit war, die anfangs recht engen Intervalle hoch
setzen zu können, z.T. höher als bei Steuerketten.
Die Bemerkung, dass es Zahnriemen nur bei kostengünstigen Fahrzeugen gäbe, kann somit nicht gelten. Es gibt selbst Motoren von Ferrari mit Zahnriemen. Aber zurück zum Thema: Was hat es eigentlich
mit den Problemen bei in Öl laufenden Zahnriemen auf sich?
Dazu zunächst die Frage, was es überhaupt zu einer solchen Konstruktion kam. Der Grund sind nämlich keineswegs nur die immer wieder zitierten geringeren Widerstände, also eine größere Leichtgängigkeit
und damit Ersparnis von Verbrauch und Emissionen.
Nein, es ist das physikalische Problem der Anordnung der Ölpumpe, genauer gesagt das Bemühen um möglichst kurze Ansaugwege. Die beste Lage für diese Pumpe ist möglichst nahe an der Oberfläche des
Ölsumpfs, besser noch in demselben.
Denn kaum etwas ist so schädlich für den Motor wie eine unzuverlässige Schmierung mit Öl, z.B. durch Luft im angesaugten Öl. Stellen Sie sich nur vor, dass dieses während einer Auszeit aus einem
längeren Ansaugrohr zurück in das große Reservoir geflossen sei.
Dann dreht der Motor nach dem Starten zunächst einmal ohne Öldruck. Gibt dann jemand auch noch unvernünftiger Weise richtig Gas, potenziert sich der Schaden. Also gehört die Pumpe ins Öl und sollte
dann auch dort angetrieben werden.
Dazu war früher beim Vorhandensein von Zahnriemen ein zusätzlicher Antrieb nötig. Vielleicht hat man durch das Weglassen von diesem sogar noch mehr Wirkungsgrad erzielt. Jedenfalls begreift jede(r), dass
ein solcher Antrieb zusätzlich mit angehängter Ölpumpe die Konstruktion vereinfacht.
Blieb nur noch die Frage, hält das der Zahnriemen aus? Vermutlich der herkömmliche nicht lange genug. Aber man darf z.B. der Fa. Bosch schon glauben, dass hier genügend Langzeitversuche auch unter
Einschluss von zusätzlichem Kraftstoff gemacht wurden.
Jeder Zulieferer ist wie der Teufel hinter möglichen Fehlern her, bei denen der OEM ihm nachher die Gesamtrechnung für einen Rückruf aufmacht. Mehr können wir dazu eigentlich nicht sagen, außer, dass es
inzwischen sehr einfache Möglichkeiten der Prüfung aufgequollener Zahnriemen gibt.
Verwunderlich nur, dass viele sogenannte Fachleute Teile solcher Zahnriemen in Ölkanälen gefunden haben wollen, wo doch der Ölfilter etwas Solches wirksam verhindert. Auch wird die Langlebigkeit eines
gequollenen Zahnriemens unterschätzt.
Aber dass der Kfz-Handel die ganze Story nutzt, um weder einmal auf noch regelmäßigere Ölwechsel (Was ist das überhaupt?) hinzuweisen, das verstehen wir sehr gut. Die Angst zu schüren war
schon immer gut für das Geschäft.
Sicherlich ist es ein guter Gedanke, beim Kauf Fahrzeuge mit einer solchen Konstruktion vorerst zu meiden. Besitzt man aber bereits ein solches Auto, so ist in der Regel dessen Zahnriemen relativ leicht
erreichbar und dann dessen Breite mit einem entsprechenden Drahtbügel leicht kontrollierbar (Video oben).
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