Weg aus der Krise 2

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Eigentlich ist es nur das Verkaufsergebnis, was zählt. Wie sonst soll ein Hersteller die enormen Investitionen wieder hereinholen? Haben wir es jetzt? Nein, wir haben Tesla noch nicht erwähnt. Die haben doch als Erste
die Plattform gehabt und sind trotzdem erfolgreich. Waren Sie das denn durchgehend, oder sind sie zwischenzeitlich durchs Feuer gegangen?
Das Phänomen Tesla ist nur erklärlich, weil es eine amerikanische Gründung ist. Nur dort gibt es für einen solchen Wahnsinnsschritt genügend Risikokapital. Eine riesige Autofabrik aus dem Nichts, für einen
Luxussportwagen mit einer Anhäufung käuflicher Batterien als Vorgänger. Kein Vorbild zur Nachahmung empfohlen.
Und es wäre auch beinahe schiefgegangen. Man ist zwischendurch knapp an der Zahlungsunfähigkeit vorbeigeschrammt. Angeblich 5 Milliarden, egal ob Dollar oder Euro, sind investiert worden, bevor das erste richtige
Geld verdient wurde. Elon Musk scheint heute noch geschockt zu sein von den Schwierigkeiten beim Anlauf der Produktion beim Model 3.
Man darf gespannt sein, wann es dazu endlich eine weitere Auflage gibt. Das Model Y zählt nicht, weil zu ähnlich. Semi- und Cybertruck sind deutlich kleinere Auflagen und das Autonome Fahren kommt in
homöopathischen Dosen. Bei den Raketen hat Musk übrigens das gleiche Beinahe-Fiasko erlebt. Wenn das stimmt, was wir denken, können wir auf ein echtes Model 2 noch lange warten.
Lassen wir also Tesla außen vor, dann müssen wir hier zusammenfassen wie folgt: Menschen lieben es nicht, sich grundsätzlich umzustellen. Zu sehr könnte man bedauern müssen, so lange Verbrenner
gefahren zu sein. Es schaudert uns zwar, aber vielleicht ist der Plug-In-Hybrid wirklich die Brücke zu einer neuen Welt, zwar nicht technologisch, aber der menschlichen Psyche besser angepasst. Und die
neuerlichen Erfahrungen z.B. in Deutschland lehren uns: Alles, was zu schnell kommt, ist kontraproduktiv.
Man spricht ja zu gerne von Turbulenzen. Die entstehen z.B. an einem Rohr, das sich zu stark weitet. Tut es das sanfter, dann bleibt die Strömung laminar, sogar bis über den soeben beschriebenen Punkt
hinaus. Und das ist es, was wir brauchen: Wir müssen erheblich weiterkommen, als es die menschliche Psyche zurzeit offensichtlich verkraften kann.
Es gilt, eine Balance zu finden zwischen der Mentalität von Schnarchhähnen (und -hennen) und der Uneleganz einer zu hektischen Steuerung. Die meist schweigende Mehrheit entscheidet nun mal über die
Geschwindigkeit auch bei der Bekämpfung des Klimawandels.
Vielleicht kann Sie ein kleines Beispiel aus dem Amerikanischen etwas beruhigen: Wenn eine genügend große Gruppe zusammenkommt, so ist es der offensichtlich möglich, das Gewicht eines Bullen, den
sie nur zu Gesicht bekommt, im Mittel bis auf wenige Gramm zu schätzen.
Und den Autoherstellern sollte man mit auf den Weg geben, einmal vielleicht noch mehr auf die schweigende Mehrheit zu hören und noch wichtiger, diese nicht zu sehr zu veräppeln. Denn sie ist im Moment
alles andere als offen und ehrlich. Prospekte bestehen fast nur noch aus bunten Bildern, technische Daten Fehlanzeige.
Und wenn sie erwähnt werden, gleichen sie nicht selten Märchenerzählungen. Wir warten auf das E-Auto, das nur angeblich noch 10 kWh/100 km verbraucht, auch im Winter. Wetten, da findet ein Hersteller eine
Anwendung für, ähnlich wie den Stadtverkehr-Zyklus? Und dann die Kosten. Fiat hat damals streng darauf geachtet, dass die Fahrzeuge nicht zu schwer wurden und zu viel Hubraum hatten wegen der Steuer.
Gegenwärtige Hersteller scheinen die Kosten völlig aus dem Blick verloren zu haben. Design hat eindeutig Vorrang für günstigen Reparaturen, die ebensolche Versicherungen ermöglichen würden. Die
Werkstattstunde nähert sich beharrlich der 200-Euro-Grenze. Trotz drastisch gesunkenen Umfangs scheinen Werkstatt- und Prüfgebühren eher noch zu steigen als zu fallen.
Fahrer/innen von E-Autos entdecken erst jetzt und damit viel zu spät, dass sie zu sehr beruhigt auf die in unserem Fall z.B. achtjährige Garantie der Batterie geschaut haben. Und viele Beispiele zeigen uns
sehr positiv, wie lange eine solche Batterie hält. Also Entwarnung auf der ganzen Linie? Mitnichten. Denn da gibt es noch eine aufwendige Elektronik, die bisweilen ganze Motorräume füllt.
Und für die gilt leider die herkömmliche Garantie. Ist man nun als Hersteller sehr zuversichtlich, dass hier nichts anbrennt, dann könnte man die Garantie ja auch ausdehnen. Aber macht man das im Sinne
einer besseren Fürsorge wirklich? Sie werden es ja beobachten können. Wir hingegen haben den Schwarzen Peter, also doch noch zu früh gekauft.
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