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Giovanni I. (2)



Das ist schon eine seltsame Geschichte und wir müssen in diesem Kapitel darauf achten, dass wir nicht zwischen die Fronten der einzelnen Agierenden in dieser komplizierten Familie geraten.

Es scheint doch so einfach zu sein. Da hat ein Familienoberhaupt namens Giovanni I mit viel Kraft und Durchsetzungsvermögen eine riesige Autofabrik aufgebaut und deren Erfolg über Kriege und Krisen hinweg sogar noch vergrößert.

Am Ende hat Fiat z.B. in Italien sogar 60 Prozent des Automarktes in der Hand. Es gibt zwar außer vielen Kleinen noch Lancia und Alfa, beide und letztere sogar noch herausragender mit enormen Rennerfolgen, aber in Erfolg und Umsatz reichen Sie an Fiat nie heran.

Und was wir jetzt schon vorwegnehmen können, dieser Agnelli ist letztlich sogar erfolgreich bei der etwas ungewöhnlichen Übergabe seiner Firma letztlich an ein Familienmitglied. Das ist eher die Ausnahme als die Regel.

Erschwerend kommt hinzu, dass er seinem einzigen Sohn Edoardo II einerseits die Leitung eines so großen Konzerns nicht zugetraut hat, der aber auch schon im Alter von 43 Jahren an einem unglücklichen Unfall mit einem Sportflugzeug verstirbt.

Das Verrückteste ist aber, dass er an dessen Sohn, seinem Enkel Giovanni II festhält und dessen Talent erkennt, obwohl der eigentlich das schwarze Schaf inmitten seiner sechs Geschwister ist, bleibt als erster Agnelli sitzen, nicht, weil er auch noch schlecht in der Schule ist, sondern wegen seinem unmöglichen Benehmen dort.

Wir müssen an dieser Stelle aus dem Buch 'Die Agnellis Die heimlichen Herrscher Italiens' von Vito Avantario berichten, dass er die Schultaschen seiner Mitschüler auf vorbeifahrende Lkw warf und die mussten dann hinterherrennen und sehen, wie sie diese wieder zurückbekamen.

Als einzigartig wird die Beziehung von Giovanni II zu seiner ein Jahr jüngeren Schwester bezeichnet. Das scheint eine 'Bindung ohne Worte' gewesen zu sein. Es wird von tollkühnen Abenteuern der beiden berichtet. Dr. h. c. Susanna Agnelli war später Senatorin und sogar Mitglied des Europäischen Parlaments.

Der Großvater hat sogar zur Faschistenzeit für den Enkel einen linken Intellektuellen als Nachhilfelehrer ausgewählt.

Nun aber rasch zurück zum eigentlichen Thema 'Fiat'. Wir werden dabei natürlich den Faschismus erwähnen müssen, die bestimmende Größe einer gewissen Zeit. Aber wie kam es dazu? Man sollte vielleicht wissen, das gewisse Einflüsse sich hier immer etwas brutaler durchgesetzt haben als in weiten Teilen Europas.

Auch Giovanni I war daran beteiligt, als man Unternehmern unglaubliche Kriegsgewinne nachsagte, und gleichzeitig die Bevölkerung wegen der hohen Inflation z.B. nach dem Ersten Weltkrieg hungerte. Wie schon erwähnt, als auch Giovanni Agnelli nicht zu Kompromissen bereit war, kam es zu kriegsähnlichen Zuständen.

Als drittgrößtes Industrieunternehmen Italiens überhaupt stand Fiat natürlich mit an der Spitze der Kritik. Innerhalb von sechs Jahren hatte sich die Zahl der in der sozialistischen Gewerkschaft Organisierten versechzehnfacht. 1920 hat angeblich eine halbe Million Arbeiter verschiedene Fabriken besetzt.

In dem gesamten Konflikt haben ca. 300 Menschen ihr Leben verloren. Den Unternehmern, die schließlich Konzessionen machten, muss die Gewalt der Unterdrückten eine so nachhaltige Lehre gewesen sein, dass sie hernach alles unterstützten, was Ordnung und Staatlichkeit wieder herzustellen versprach.

Wie in Deutschland hat die an den Hebeln der Macht sitzende Klasse die Faschisten erst gewähren lassen, um sich dann nach deren Aufstieg diesen unterordnen zu müssen. Mussolini hat größere Teile der Industrie verstaatlichen lassen. Klar, was mit Fiat passiert wäre, hätte Giovanni I sich irgendwie widersetzt. Und gut verdient hat er auch.

Im Gegensatz zu Hitler ist Mussolini durch echte Mehrheiten an die Macht gekommen.

1945 ist Giovanni Agnelli gestorben. Vorher hat er Valerio Valletta, der auch Präsident der Kugellagerfabrik war, den Vorsitz übergeben. Giovanni II ist da 23 Jahre alt. Er wird erst 1953 Vize und übernimmt die Leitung der gesamten Firma erst 1966. Irgendwie muss Valletta ein guter Griff von Giovanni I gewesen sein.


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