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Giovanni I. (1)



Natürlich interessiert uns der Firmengründer. Die bis fast in die römische Zeit zurückreichende Herkunft der Familie lassen wir jedoch außen vor. Der Vater gehört offenbar zu den Großgrundbesitzern und erwirbt das Grundstück, auf dem sich dann der Stammsitz der Familie befindet.

Natürlich haben manche davon in New York bzw. Paris ihren Wohnsitz oder gar ihre zweite Heimat gefunden. Die Gemeinde Villar Perosa, etwa 50 km westlich von Turin, hat ihren Namen von dem Grafen Piccone della Perosa, von dessen Erben der Vater das Grundstück übernommen hat.

Der heißt Eduardo der Erste, wegen der vielen Nachkommen ähnlichen Namens, ist Landwirt und Großbauer, züchtet Seidenraupen und betreibt Viehzucht. Man kann von einem gewissen Ansehen im Dorf ausgehen. Giovanni, die Langform von Gianni, wird als einziger Sohn 1866 in 'Il Castello' geboren.

Eduardo Agnelli stirbt schon, als Gianni erst vier Jahre alt ist. Trotzdem erfüllt seine Mutter den Wunsch des Vaters, ihn auf einer Militärakademie ausbilden zu lassen. Die verlässt der Sohn 1889 als Oberleutnant der Kavallerie. Dieser Werdegang wird ein typischer für die männlichen Nachkommen der Familie werden.

Nach der Militärzeit entwickelt er sich durch Studien und eine kleine Werkstatt in Verona in Richtung Ingenieurwissenschaften. Durch eines seiner Experimente soll sie jedoch in die Luft geflogen sein. 1891 verlegt er seinen Wirkungskreis nach Turin, modernisiert aber gleichzeitig den Betrieb seines Vaters. Er gründet hier sogar eine Fabrik für Kugellager, die später in die Svenska Kullagerfariken aufgeht.

Turin war sogar nach der Vereinigung Italiens die ersten vier Jahre Hauptstadt.

Das Zentrum seines Wirkens bleibt also Turin. Für das Gut in Villar Perosa setzt Agnelli einen Verwalter ein. Er hat in der Stadt mehrere großbürgerliche und sogar aristokratische Freunde, z.T. auch solche aus seiner Militärzeit, denen ein Teil der nur 100 vorhandenen Autos gehört. Ein Bankier und Seidenhändler und ein Jurist gehören dazu.

Irgendwie muss Giovanni I. sich schon zu der Zeit als mögliche Führungspersönlichkeit hervorgetan haben. Doch den Ruf des Bauern, wenn auch schlau und gerissen, wird er nicht los. Und so kommt es zur Gründung von Fiat, immerhin mit einem für damalige Verhältnisse großen Kapital von 50.000 Lire.

In der ebenfalls vergleichsweise riesigen Fabrik sind heute Ausbildungswerkstätten. Agnelli drängt auf Verbesserungen am Automobil. Statt Lizenzen zu erwerben, setzt er auf Nachbau, z.B. des von Maybach erfundenen Kühlsystems. Er wird wohl noch mehr vom Mercedes-Motor übernommen haben.

Die Produktion schreitet munter voran, 1906 schon mit deutlich über 1.000 Fahrzeugen, knapp ein Viertel davon als Export nach Großbritannien und Russland. Die Zahl von 30 zur Zeit der Fiat-Gründung in Italien tätigen Hersteller dezimiert sich. Italien ist ein armes Land mit einem sehr hohen Anteil von Arbeitern in der Landwirtschaft.

Um auch teurere Fahrzeuge absetzen zu können, muss die Firma Qualität beweisen, die man ihr anfangs nicht zutraut. Erst nach und nach kann man sich gegen die scheinbar höherwertigen Fahrzeuge aus Frankreich und Deutschland behaupten. Irgendwann meldet sich auch das Königshaus mit einer Order.

Im gleichen Jahr geht Fiat an die Börse. Die Aktie erlebt in kürzester Zeit einen solchen Höhenflug, dass die Staatsanwaltschaft in Turin auf den Plan gerufen wird. Agnelli kommt auch nach längerer Untersuchung auf seinen Posten zurück. Seine Mitgründer haben sich auszahlen lassen.

Trotzdem wird es wohl für immer ungeklärt bleiben, wie Agnelli es geschafft hat, nach einem Jahr wieder nicht nur in sein Amt eingesetzt worden zu sein, sondern auch noch eine weitere Untersuchung erfolgreich zu überstehen und am Ende sozusagen Alleinherrscher über das Unternehmen zu sein.

Man sagt ihm nach, seine Kontakte in höchste, nicht nur aristokratische Kreise hätten ihm geholfen. So war er mit Giovanni Giolitti wohl mehr als nur bekannt, fünf Mal Ministerpräsident von 1892 bis 1921. Der hat Agnelli sogar mit dem durchaus renommierten Titel 'Cavaliere al Merite del Lavoro' geehrt.

1888 heiratet Giovanni I. die drei Jahre jüngere Clara Boselli aus Florenz, die er im Urlaub kennengelernt hat. Er wird mit ihr zwei Kinder haben, Aniceta und Edoardo II. Die Familie wird Jahr für Jahr ihre Sommer in Villar Perosa verbringen. 1895 wird Agnelli sogar zum Bürgermeister gewählt. Oben die noch heute existierende Statue vor dem Rathaus.


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