Angeblich kommt der Drang zum softwarebasierten Auto ja eher von den künftigen Kunden/innen als von den Herstellern. Wir haben da zwar unsere Zweifel, aber gehen wir diesem Argument einmal nach. Was
erhoffen sich Kunden von einem solchen Auto, und zwar eben nicht nur die chinesischen?
Sie gehen von der Nutzung aus. Da gibt es vielbeschäftigte Menschen und solche, die auch am Computer hängen, wenn sie nicht gerade Auto fahren. Die formulieren ganz einfach, dass sie die häusliche
Erfahrung oder die im Beruf möglichst nahtlos in das Auto mitnehmen wollen.
Viel mehr interessiert sie am Autofahren anscheinend nicht. Was sie also bis kurz vor der Autofahrt gemacht haben, das wollen sie möglichst nahtlos während dieser weitermachen. Für die wird dann auch
mehr als Level 2 des Autonomen Fahrens interessant sein.
Solche Leute sind es gewohnt, dass sich z.B. das Smartphone ihren Bedürfnissen anpasst. Das verlangen sie mehr und mehr auch von neu zu kaufenden Autos. Womöglich sogar noch mehr, dass sie
möglichst lange auch die Bedürfnisse abdecken, die sich bei ihnen noch entwickeln werden.
Auto-Hersteller haben das für sich übersetzt und meinen, möglichst ausgefallene Erlebnisse im Auto bieten zu müssen. Da dies aber bei breit auseinanderfallenden Käuferschichten sehr unterschiedlich sein
kann, macht die Fahrzeuge vielleicht auch deshalb so teuer.
Hinzu kommt, dass unsere Autos in den letzten auch Jahrzehnten immer mehr in den Bann der Software geraten sind. Dadurch sind zunächst Sensoren und Aktuatoren hinzugekommen, dann Informations-
und Bedienbildschirme, schließlich Funktionen, die fast nur auf Software beruhen.
Und so, wie es die vielbeobachtete Hardware-Plattform über mehrere Modelle hinweg gibt, sind auch solche für die Software entstanden. Inzwischen wird im Auto fast jede Information nur einmal erhoben und
dann geteilt, aber keineswegs nur innerhalb des Fahrzeugs.
Da kann der OEM selbst beteiligt sein, wie schon lange bei Tesla und/oder auch der Handel. Sogar der Staat mischt sich ein und auch ohne extra zu bezahlende SIM-Karte auch der Notruf, nicht zu vergessen
und in ihrer Bedeutung zunehmend ist die Verbindung zur Cloud.
Die nimmt nicht nur Informationen auf, sondern kann auch komplexere Berechnungen durchführen und an den Wagen zurückgeben, in einem Minimum der Zeit, die es selbst dafür brauchen würde. Unsereiner
hat in der Regel nicht die geringste Ahnung, wie viel Rechenleistung dahintersteckt.
Auch erleichtert bzw. ermöglicht die Cloud bisweilen, das Auto auf den neusten Stand zu bringen, wenn z.B. die veraltete Hardware im Auto ein Over The Air Update als sinnlos
erscheinen lässt.
Unglaublich, in wie vielen Bereichen die Verbindung zur Cloud oder nach draußen ihre Finger im Spiel hat. Denken können Sie sich wohl das Interesse des Herstellers. Nur zwei Beispiele wären die
Beobachtung der Batterie über die Jahre und sehr viele Gewohnheits- und Verkehrsdaten.
Der Handel könnte etwas über mögliche Pannen und damit erforderliche Hilfeleistungen wissen wollen, was aber z.T. schon über den Hilferuf abgedeckt ist. Im Bereich des Verkehrs mit Informationen z.B. über
Staus und Wetterbedingungen seien hier nur Beispiele erwähnt.
Wir glauben schon entdeckt zu haben, dass z.B. Tesla den/die Beifahrer/in bei Autonomen Versuchsfahrten durch eine Person mit Bildschirm an zentrale Stelle ersetzt hat. Das ist nur der Anfang, denn ohne
eine Überwachung des Verkehrs durch staatliche Stellen ist Autonomes Fahren privat nicht möglich.
Intensiver wird der Zugriff, wenn z.B. in der Oberklasse das Fahrwerk auf Informationen detailliert über den Straßenzustand und z.T. auch -verlauf informiert werden möchte, um z.B. für die nächste Kurve
vorbereitet zu sein und sie den Insassen nicht spüren zu lassen.
Dann gibt es das berühmte Beispiel des von den Behörden reklamierte zu langsame Ansprechen der Bremsen bei Tesla, das anscheinend mit einem OTA-Update behoben wurde. Wie viel geräuschloser ist dies als
ein Rückruf tausender Autos mit entsprechender Berichterstattung.