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Franz-Josef Popp 2



BMW kauft 2014 diese Gebäude von der Knorr AG zurück, und renoviert sie u.a. für die Classic Group.

Man möchte in der Tat nicht mit Franz-Josef Popp getauscht haben. Da hat er eine riesige Fabrik mit drei vergleichsweise kleinen Projekten, nämlich einem Motorrad-Motor für die Firma Victoria, und einem abgewandelten Flugzeugmotor für Lkws bzw. Busse und Boote. Zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben, wie man so schön sagt. Und dann ist er das Bündnis mit der Druckluft-Bremse eingegangen, die natürlich in keinster Weise zu der Überschrift 'Bayerische Motoren-Werke' passt.

Es kommt noch schlimmer, denn die Bremsen beginnen, die bescheidenen anderen beiden Projekte zu verdrängen. Und bestimmend über deren weiteren Verlauf waren nun einmal die Herren der Bremse, denn die hatten alles aufgekauft. Eigentlich ist da nur ein Fünkchen Hoffnung, nämlich dass Camillo Castiglioni mit dem günstigen Kauf aller BMW-Aktien zum Kriegsende hin und dem relativ erfolgreichen Verkauf an Knorr doch vielleicht wieder ein kleines Vermögen auf seine Seite gebracht haben möge, dass aber in der künftigen Inflation dahin zu schmelzen droht.

Wie die folgenden Ereignisse ebenfalls zeigen werden, bleibt Popp mit Castiglioni verbunden. Und gerade die Inflation, je mehr sie galoppiert, ist bestens für Investitionen geeignet. Geld muss, wenn möglich, in Sachwerte, dann ist nur noch die Anzahlung ein Problem, denn den Rest erledigt die Inflation. Es soll angeblich Porsches Sascha-Wagen für den Grafen Kolowrat gewesen sein, der Popp auf die Idee brachte, Castiglioni zu bitten, BMW aus dem Bremsen-Komplex herauszukaufen.

Nach der Verwirrung, die Popps Vorschläge beim Knorr-Vorstand zunächst ausgelöst haben mögen, entstehen Überlegungen, dass es eigentlich für die Produktion der Druckluftbremsen nur gut sein kann, wenn endlich diese BMW-Fanatiker ihrer eigenen Wege gehen. Und wenn man ihnen nur die Maschinen für die Fertigung mitgeben muss, die man selbst nicht braucht, ist an dem Deal doch nichts auszusetzen, oder? Und für die Anzahlung der gebotenen 75 Mio. Mark wird man wohl rasch einen geeigneten Verwendungszweck gefunden haben.

Popp hatte das 'neue' Gelände in der damaligen Neulerchenfelder Straße in Form der Aktienmehrheit an der Firma dort schon früher kaufen lassen. Erstaunlicherweise kam das Geld ebenfalls von Castiglioni. Kann man daraus schließen, dass dieser Auszug bei Knorr vielleicht Teil eines lang gehegten Plans war und alle Bemühungen Popps, unter dem Dach von Knorr eine Fahrzeugproduktion errichten zu wollen, vielfach nur erdacht waren, um den Hausherren auf die Nerven zu gehen? Jedenfalls wurden jetzt aus den 'Bayerischen Flugzeugwerken', vormals Gustav Otto Flugmaschinenwerke', die 'Bayerischen Motoren Werke'.

In welchem Zustand sich die neue Heimat befindet, kann man am besten an einer Schilderung des Besuchs dort von Rudolf Schleicher erkennen, wiedergegeben im Buch 'BMW, eine deutsche Geschichte' von Horst Mönnich':

'Was er erblickte, verschlug ihm die Sprache. Hinter dem aus Stein errichteten Verwaltungsgebäude und einem weiteren Steinbau, der den Haupteingang flankierte, lag ein Feld, keine Fabrik, ein Feld, bestückt mit siebzehn einstöckigen Hallen, die man eher als Schuppen […] bezeichnen musste. Die sanft ironische Stimme eines Mannes namens Martin Duckstein […] erklärte Schleicher alles, was dieser nicht sah. [..] Einfach durch Ummauern der hölzernen Verschläge […] entstünde hier der Haupttrakt, eine riesige Halle mit umlaufender Galerie. […] Sei alles ummauert, fielen die Zwischenwände, fertig! - und Flugmotorenbau, Einzelteilfertigung vom Motorradbau, der Automatensaal und die gesamte Zahnradherstellung fänden hier Platz'.

Das Zitat zeigt einerseits, in welchen Entwicklungsstand seit den Anfangszeiten in der neuen großen Fabrik 1917 man zurückgefallen war, aber andererseits auch, mit welchem Enthusiasmus man die neuen Aufgaben anging. Und das war auch nötig, weil die Nachfolgerin der ehemaligen Firma von Gustav Otto nicht nur so unvollkommene Gebäude hinterlassen hatte, sondern neben dem Bau von monatlich 200 Flugzeugen mit einer Belegschaft von 2.400 Personen auch andere Produkte hervorgebracht hatte. Vielleicht waren aber auch noch Hinterlassenschaften aus der Zeit von Ottos Flugmaschinenwerken dabei.

Alles hatte man losgeschlagen, nur ein Motorrad stand offenbar noch in Massen herum. Dies ist der erste Konflikt zwischen dem Direktor und seinem Chefingenieur Friz, nämlich die nach dem Sonnengott benannte 'Helios' in eine fahrbare Maschine zu verwandeln. Man kann mit Friz mitfühlen, wie stark sich seine Aufgabenfelder in nur fünf Jahren vom Konstrukteur des Höhenflugmotors zum Reparateur einer ziemlich missratenen Maschine zum Negativen hin verändert hatten. Aber Popp ließ nicht locker, denn die Situation war nicht danach, so ein Produkt in Massen wegzuwerfen.

Warum man die Umkonstruktion der Helios nicht unbedingt für einen Fliegenschiss in der Geschichte von BMW halten sollte, ist wohl die Tatsache, dass quasi gleichzeitig mit dieser Aktion das erste Fahrzeug für den wenig späteren Verkauf entstanden ist, die R 32. Einen Kfz'ler juckt es in den Fingern, sich die Geschichte vorzustellen, ob sie nun in allen Teilen wahr ist oder nicht. Da arbeitet Max Friz mangels Platz in den winzigen Konstruktionsräumen der neuen Firma im heimischen Schlafzimmer (?), von Popp mit genügend Kohlen versorgt, weil ihm nur etwas einfällt, wenn er es warm hat.

Stellen Sie sich ein Zeichenbrett vor, das die komplette Maschine aufnimmt und in den damaligen Wohnungen vermutlich auch fast den ganzen Raum. Die technischen Details werden wir im Kapitel über die Geburt der R 32 erwähnen. Nur so viel, dass es natürlich höchste Zeit war, dem M2B15-Motor eine adäquate Einbaurichtung zu geben und die beiden durch Fahrtwind gekühlten Zylinder gleichberechtigt in den Wind zu stellen. Es muss Friz wohl verdrossen haben, das bei der Helios wegen zu hoher Umbaukosten nicht verwirklichen zu können.

Nein, so unbeteiligt, wie man es aus obigem Text herauslesen könnte, war der Chef nicht. Prüft man die Annalen noch etwas genauer, so muss er sich schon vorher in die Richtung des Baus eines eigenen Motorrads geäußert haben. Anlass seien die Schwierigkeiten gewesen, den vorhandenen Motor weiterhin zu einem angemessenen Preis absetzen zu können. Allerdings muss die R 32 für ihn trotzdem ein Etappenziel gewesen sein, denn seine Suche nach von BMW zu produzierenden zusammenhängenden vier Rädern ging weiter.







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