Wenn wir uns vorläufig darauf einigen könnten, dass es zwar Autos ohne Lenkrad und Pedalerie geben wird, müssten wir aber genauso konstatieren, es dauert sehr lange oder passiert vielleicht nie, dass es flächendeckend eingeführt wird. Wie sollen denn Sportwagenfirmen Autos verkaufen, wenn man in denen nicht mehr das eigene Fahrerlebnis hat?

Wie kommen denn auch nur 20.000 km in sagen wir 10 Jahren bei einem teuren Ferrari-Modell zustande? Sicher nicht, weil der/die Eigner/in damit jeden Tag ins Büro fährt. Nein, solche Wagen werden wegen dem Kick nach Feierabend gekauft oder für besondere Treffen. Wer wollte denn da vollständig automatisiert hinfahren? Über welche Fahrerlebnisse kann man sich dann noch austauschen?

Aber genau die Gruppe von Fahrzeugen interessiert uns in diesem Kapitel: Voll automatisiert, aber mit der Möglichkeit, dass der/die Fahrer/in die Tätigkeit des Systems überfährt. Es sitzt also jemand hinter dem Lenkrad und die Sensorik ist so insoweit versteckt, das man von außen die Vollautomation nicht erkennen kann. Um die Situation noch zu verschärfen, stellen wir uns jetzt das Fahrzeug diesmal als Porsche vor.

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie sehr einem die, an sich sagenhafte Schnelligkeit von Computern in ihrer betont sicherheitstechnischen Ausprägung auf den Zeiger gehen kann. Mir käme keine elektrisch schließende Heckklappe ins Haus. Und zum Glück kann man ja dem Garagentor einen Schließbefehl erteilen und sich dann schon ins Haus begeben. Beim Öffnen ist es zugegebenermaßen problematischer.

Jetzt haben Sie, meinetwegen im Oldtimer Level 0, einen solchen Porsche vor sich und kriegen mit, dass er auf die nächste Ampel so sehr zu schleicht, dass Sie Angst haben müssen, er kommt erst am Ende der Grünphase an. Das System im Porsche weiß vermutlich, dass die Ampel noch eine ganze Weile rot sein wird, und will ohne Halt durchstarten. Aber selbst, wenn Sie das notgedrungen miterleben, es kann Sie nicht beruhigen.

Eigene Erfahrungen mit einer gewissen Segelfunktion fließen hier ein. Schon das Ausrollen fast ohne Bremse zu einer roten Ampel hin kann Zeitgenossen dazu bringen, einem vorzuführen, wie man das mit Heranrauschen und kräftigem Tritt auf die Bremse macht. Bei Landstraßen die in den Ort hineinführen, habe ich mir schon den Leerlauf mit etwas über 50 km am Ortsschild abgewöhnt, wenn jemand hinter mir fährt.

Jetzt könnten Sie der Meinung sein, dieses Problem sei marginal. Außerdem gäbe es beim Porsche mit Sicherheit eine Automatik, die deutlich forscher daherkommt. Mit der gehen wir aber jetzt auf die Autobahn und erreichen dort bald die erste Baustelle. Dort teilt sich die autofahrende Menschheit in zwei Gruppen. Die eine überholt in jedem Fall, auch und gerade, wenn es eng wird. Die andere auf keinen Fall auch wenn es sehr langsam wird.

Lkw müssen natürlich immer rechts bleiben, und tun das meist sehr zuverlässig. Ist dort zufällig jetzt auch ein System am Werk, so könnte sich bei starkem Geschwindigkeitsverlust die Software des Porsche mit der des Lkw auf einen Überholvorgang geeinigt haben, obwohl es sehr eng wird. So weit so gut, wäre da nicht ein Lenkrad und die Angst des/der Fahrers/in um sein/ihr Auto.

Sie wissen vermutlich, dass bei Porsche schon ein abgerissener Spiegel samt Ingredienzien und Montage ein Vermögen kostet. Und das ist noch das Harmloseste, was passieren kann. Und der Mensch ist, glauben Sie es mir, wenn Sie es nicht schon wissen, zu ziemlichen Irritationen fähig. Sie ahnen wahrscheinlich bereits, was uns dieses Beispiel Zusammentreffen eines/r ängstlichen Fahrers/in mit einem fein rechnenden System sagen soll.

Schon die Kombination von automatisiert fahrenden Autos mit von Menschenhand gesteuerten kann problematisch sein, aber die von solchen Systemen mit ängstlichen oder etwas rechthaberischen Leuten im gleichen Auto auch.