Impressum Kontakt 868 Videos
900.000 Aufrufe



Buchladen
Formelsammlung
Prüfungen/Tests

Radwechsel (Sim.)
Kraftstoff sparen
Geschichte
Reisen


Video Frankreich 1
Video Frankreich 2
Video Frankreich 3
Video Frankreich 4
Video Frankreich 5

Video Lucien Rosengart

Video Adler

Video BMW

Video Citroen



          A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Lucien Rosengart







Lucien Rosengart wird am 22. Oktober 1889 in Paris als jüngstes von vier Kindern geboren. Er ist gerade zwei Jahre alt, da stirbt seine Mutter. Der Vater betreibt eine Fabrikation für feinmechanische Präzisionsgeräte. Lucien hat vor seinem Eintritt in den väterlichen Betrieb nur etwa 5 Jahre lang die Schule besucht.

Er gilt als kreativ und wenig angepasst, fällt allerdings schon früh durch überraschende Ergebnisse seiner Tätigkeiten auf. Mit 19 hat er schon die behördliche Erlaubnis zum Führen von Motorfahrzeugen und Schiffen, was immer auch an Prüfungen dafür verlangt wurde.

Eine über drei Jahre dauernde Militärzeit mit Kriegserfahrungen in Afrika schließt sich unmittelbar an. Immerhin scheint er dort kaufmännisches Wissen erworben zu haben, das er bei der Gründung einer kleinen Werkstatt anwenden kann. Zusammen mit einem Lehrling sind sie zu dritt und stellen Schrauben samt Unterlegscheiben her, Zeichen einer fortschreitenden Produkt-Normung.

Er bleibt in Paris, als er den Betrieb schon nach einem halben Jahr vergrößert. Kaum erstaunlich für besonders erfolgreiche Firmen ist die dritte Vergrößerung nach einem Jahr. Immer wächst die Zahl der Mitarbeiter und der Produkte. Darunter eine Handlampe, die Strom von einem per Pistolengriff aufziehbaren Dynamo erhält. Dynamos führt er auch sehr erfolgreich für die zaghaft beginnende elektrische Fahrzeugbeleuchtung ein.

1912 hat er seine Firma wieder einmal vergrößert und wird zum direkten Zulieferer für Fahrzeughersteller. Entsprechend seinem Talent für Rationalisierung in der Fertigung auch von Kriegsgerät wird er im Ersten Weltkrieg freigestellt. Da er zunächst mit dem Bau von Zündern für die von (Andre) Citroën gefertigten Granaten nicht nachkommt, dehnen sich die Rosengartschen Produktionsstätten fast explosionsartig aus.

Erst nach dem Krieg entsteht die eigentliche Firma Citroën und gerät nach sehr erfolgreichem Start direkt in eine gefährliche Zahlungslücke. Rosengart schafft es, Citroën aus der Klemme zu befreien. Fortan ist er eine Art Mitdirektor von Citroën, nur in der Öffentlichkeit nicht. Es ist zu vermuten, dass die in diesem Ausmaß für Europa vorbildliche Rationalisierung bei Citroën auf das Konto von Rosengart geht.

Aber nicht nur innerbetriebliche Rationalisierung betreibt er konsequent, sondern auch Werbung für die Produkte, z.B. Testfahrten der berühmten Kettenfahrzeuge in den hohen Norden und das Herz Malis in Afrika. Quasi nebenbei hat er noch seine eigene, durchaus umfangreiche Fabrikation und ist Direktor der Vereinigung des Taxi-Transports und stellvertretender Direktor bei Peugeot. 1923 verlässt er Citroën.

Kaum zu glauben, dass es neben vielen ausländischen kein französisches Fahrzeug gegeben haben soll, in dem nicht Rosengart-Produkte verwendet werden. Wobei die Benotung auf 'Fahrzeuge' und nicht 'Autos' liegt. Eine seiner Lokalitäten befindet sich sogar auf dem Champs Élysée. Er stellt inzwischen auch Hilfsantriebe für Fahrräder und Boote her. Das Prinzip der Ratenzahlung hat auch Citroën zu dieser Zeit eingeführt.

Ausgedehnter USA-Besuch im Regierungsauftrag 1926

Schon bei den Motoren gibt es eine Lizenz von einem inzwischen in Europa weit verbreiteten Wagen, dem Austin Seven. Rosengart ist nun französischer Lizenznehmer neben den Dixi-Werken in Eisenach, dem deutschen Lizenznehmer. Herbert Austin wird sogar einer der drei Direktoren. Bild 9 zeigt die Fahrzeugpalette 1928 zu Preisen von 13.900 bis 16.900 Franc.

Mag Rosengart auch genügend über die großen und prächtigen französischen Autos jener Zeit gewusst haben, er setzt auf die kleinen, übrigens durch geschickte Werbung sehr erfolgreich. Viele Privatfahrer/innen nehmen mit dem Wagen in seiner Klasse sehr erfolgreich an vielen Wettbewerben teil. Man stellt mehrmals Autos für spektakuläre Dauertests bis zu 100.000 km zur Verfügung.

Obwohl sich der Grundaufbau der Rosengart-Wagen trotz enormer Veränderungen der Karosserien auch nach dem Zweiten Weltkrieg kaum ändert, kommt doch 1931 ein Sechszylinder. Der Hubraum von 1097 cm³ verrät, dass im Prinzip nur zwei Zylinder hinzugekommen sind. Immerhin ist die Kurbelwelle jetzt dreifach statt nur an ihren Enden gelagert.

Allerdings macht Rosengart mit einer anderen Aktion Furore. Er nimmt Kontakt zu den Adler-Werken in Frankfurt auf, wo es noch vor dem Avant Traction von Citroën einen Fronttriebler gibt. Zusammen mit dem Heckantrieb 'Primus' hat er nun zwei neue Modelle für den französischen Markt (Bild 6). Im Bild 8 sehen Sie ein wunderschön restauriertes Exemplar des von Rosengarts Stylisten Robin designten Cabriolets kurz vor dem Zweiten Weltkrieg.

Man kann schon ahnen, welche Anstrengungen der Jude Rosengart unternehmen muss, um sich vor den Deutschen in Sicherheit zu bringen, die nach und nach die Kontrolle über sehr große Teile Frankreichs gewinnen. Trotzdem gelingt ihm getarnt in einem Landgut das Überleben. Kurz nach dem Krieg heiratet er die Frau, die ihn erfolgreich versteckt hat, verkauft aber seine Fabriken oder was davon übrig ist.

Er lebt noch bis zum Jahr 1976, hauptsächlich und wiederum einigermaßen erfolgreich als Maler im Stil des Naiven und präsentiert sogar noch viel beachtete Erfindungen. Er gilt als an wichtigen Schaltstellen Beteiligter beim Aufbau der französischen Automobilindustrie. Als Ritter der Ehrenlegion wird ihm ein Staatsbegräbnis zuteil. 03/14








kfz-tech.de               Seitenanfang               Stichwortverzeichnis
2001-2015 Copyright Programme, Texte, Animationen, Bilder: H. Huppertz - E-Mail

Unsere E-Book-Werbung

Unsere Graphic-Book-Werbung