Alle, die Anfang des Jahrhunderts den Einstieg in die noch neue Kfz-Technik wagen, kommen aus anderen Berufen. Alfonso Morini z.B. ist gelernter Hufschmied. Wer Pferde besohlt, kennt sich mit Eisenwerkstoffen aus und schaut auch nach fahrbaren Untersätzen. Daraus wird gemeinsam mit den Herren Mattei, Massi und Mazetti 1924 ein Produktionsbetrieb für kleinere Motorräder, zunächst einmal Zweitakter. Morini fährt auch Rennen und 1927 den Klassensieg beim GP von Monza heraus. Rekorde über die Langstrecke folgen und, da die Motoren größer werden, auch Viertakter. Schon in den Dreißigern werden aus seiten- obengesteuerte Motoren. Besonders gerühmt für ihre Schnelligkeit wird die 350er.
Nach dem Zweiten Weltkrieg blüht der 1937 in Bologna eigengegründete Betrieb Moto Morini mit einer vermutlich teilweise von DKW übernommenen 125er wieder auf. Immerhin sind damit bei guten Verhältnissen knapp 80 km/h möglich. Natürlich lassen schnellere und besonders Rennversionen nicht lange auf sich warten. Als Lohn winkt 1980 der Gewinn der nationalen Meisterschaft. Die Rennerfolge bleiben, auch als Morini eine Viertaktmaschine mit gleichem Hubraum hinzunimmt, bald auch mit etwas mehr Hubraum und obenliegender Nockenwelle.
Produktionsmaschinen
1946
125er Turismo Zweitakt
1953
175er Turismo Settebello Viertakt
1954
Gran Turismo
1956
Briscola
1956
100er Sbarazzino
1958
Tresette
1963
Corsaro/Corsarino
1967
Regolarita
1970
Dollaro 50
1971
3 fi (3 1/2)
1983
K 2
2004
9 fi (9 1/2)
2004
Corsaro 1200
2008
Granpasso 1200
2012
Rebello 1200
Die Rennsiege bleiben der Firma treu, auch als die 175er zur Rennmaschine weiterentwickelt wird. Man bleibt auch bei den Produktionsmaschinen in diesem Hubraumbereich und ist dort einigermaßen erfolgreich. Größere als 250er werden bis etwa 1970 nicht hergestellt. Man holt die Rennerfolge zuhauf in dieser Kategorie. Auch erweist sich der Markt für die größeren Maschinen als wenig ergiebig. 1969 gibt es mit Alfonso Morinis Tod einen Einschnitt, der aber von seiner Tochter gut überwunden wird.
In den Bildern mögen Sie zwei Abkömmlinge der etwa ab 1970 entwickelten Baureihe erkennen. Es ist der seltene Quer-V2, der hier auch noch mit der für Motorräder etwas ungewöhnlichen untenliegender Nockenwelle daherkommt. 350 cm³ sind zunächst angesagt, später kommt noch eine 500er hinzu. Die Nockenwelle wird übrigens durch einen kurzen Zahnriementrieb (!) angetrieben.
Schwierigkeiten mit der Kühlung des hinteren Zylinders begegnet man, indem die Kühlrippen jeweils zu der Seite verlängert werden, wo der Zylinder ohnehin um mehr als Pleuelbreite (50 mm!) herausragt. Beide Zylinder können trotzdem gleich gestaltet und jeweils um 180° verdreht eingebaut sein.
In Deutschland relativ unbekannt ...
In den 70ern entwickelt Morini den für Motorräder einigermaßen ungewöhnlichen Heron-Brennraum. Das ist eine relativ flache Mulde im Kolben gegenüber einem völlig graden Zylinderkopf mit parallelen, über Stößelstangen betätigten Ventilen. Man strebt damit günstigere Produktionskosten und Quetschkanten für bessere Verwirbelung des Gemisches an. Bis 1977 arbeiten die Kurbelwellen in Wälzlagern.
Moto Morini ist seit 1987 Teil der Caviga-Gruppe, hat aber seinen Namen beibehalten. Später werden die Namensrechte an den Neffen Franco Morini verkauft, der die Marke 2004 wieder aufleben lässt. Es gibt ein neues Werk und eine neue große Maschine (Siehe Videos). 12/13