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  Entlüften



Nein, wir beginnen diesmal nicht mit dem möglichen Wasser, sondern mit der Luft in der Bremsflüssigkeit. Dabei konzentrieren wir uns auf zwei grundsätzlich verschiedene Methoden der Entlüftung. Beginnen wir mit der einfachsten: Zwei Personen, eine tritt die Bremse und die andere läuft, einen Behälter mit Schlauch in der Hand, unter dem Fahrzeug die vier Räder ab.

Ob es dabei unbedingt vom längsten Weg zum kürzesten bezogen auf den Hauptbremszylinder sein muss, lassen wir jetzt dahingestellt. Es gibt auch Hersteller, die das genau andersherum wollen. Jedenfalls soll der Ausgleichsbehälter stets gut gefüllt sein und vor der Erstfüllung mit neuer Bremsflüssigkeit am besten möglichst vollständig geleert sein.

Dann die Kommandos: Druck für den Tritt aufs Bremspedal bei gleichzeitiger Öffnung der jeweiligen Entlüftungsschraube. Das sollte vorher schon mal an jeder Schraube geübt sein, denn es funktioniert umso schlechter, je älter das Fahrzeug ist. Also sorgfältig den Ringschlüssel ansetzen und sich bei problemlosen Öffnen freuen. Dann wieder nicht zu fest andrehen und weiter bis zum nächsten.

Denn wenn einer abbricht oder sich dessen Sechskant runddreht, ist der Ersatz des Bremszylinders angesagt. Aufbohren und Instandsetzen des Gewindes stellt eine zu große Gefahr dar. Denn was passiert, wenn bei Einkreisbremse und Gewaltbremsung die Entlüftungschraube herausbricht? Bedenken Sie, die Bremsanlage ist dann höchst belastet und gefährdet, wenn man sie am meisten braucht.

Also weiter, von einer Entlüftungsschraube zur nächsten. Es soll Systeme geben, die durch Höherlegung bestimmter Bauteile Stellen aufweisen, die sich mit dieser Methode partout nicht entlüften lassen. Ich selbst habe das bisher nur bei einer hydraulischen Kupplungsbetätigung erlebt. Also achten Sie vielleicht auch auf Entlüftungsschrauben außerhalb der Radbereiche.

Sind wir denn nun zufrieden mit diesem System der Entlüftung? Nein, auch wenn keine der beschriebenen Schwierigkeiten auftauchen und wenn wir sorgsam darauf achten, die Entlüftungsventile noch während des Pedaltretens zu schließen, um jegliches Eindringen von Luft zu verhindern. Nein, es ist das Innenleben des Hauptbremszylinders, das uns Sorgen macht.

Der hat Jahre oder gar Jahrzehnte lang seinen Dienst getan. Sein einziger oder seine beiden Kolben haben eine Bewegung absolviert, die immer an einem bestimmten Punkt endete, egal wie stark die Beläge verschlissen waren. Wie sieht es dort aus? Ist bis dahin nur der ganze Abrieb und sonstiger Abfall verschoben worden, oder hat sich gar eine kleine Kante gebildet? Sie wissen, Gummi kann bei lange anhaltender Anwendung auch Metall angreifen.

Und was passiert jetzt, wenn die Person hinter dem Lenkrad diesen Punkt gnadenlos überfährt? Greift jetzt nicht umgekehrt Metall Gummi an? Mit welchen Folgen? Nicht selten sind also nach der so beschriebenen Entlüftungsmethode nach einiger Zeit die Manschetten undicht. Das ist bei einer Primärmanschette übrigens besonders unangenehm, bleibt oft genug sogar unbemerkt.

Bei Radbremszylindern tritt z.B. bei der Trommelbremse Bremsflüssigkeit aus, legt sich über die Beläge und mindert deren Leistung. Das merkt man, besonders wenn man die Trommel abnimmt. Aber beim Hauptbremszylinder? Da muss schon jemand z.B. eine Minute lang das Bremspedal treten und schließlich auf dem Bodenblech landen oder zumindest ein Stück weit eingesunken sein.

Wir haben schon einmal versucht, durch einen Klotz den Weg der Kolben des Hauptbremszylinders zu begrenzen, aber dann wird die Entlüftung zur scheinbar endlosen Prozedur. Außerdem weiß man ja besonders am Anfang nicht, ob beide Kolben wirklich nur den gewohnten Weg absolvieren. Fazit: Nicht empfehlenswert.


Profi-Gerät für die Werkstatt

Dann die andere Methode der Entlüftung: Der Ausgleichsbehälter bleibt ziemlich leer und die neue Bremsflüssigkeit wird über die einzelnen Entlüftungsschrauben mit Druck in die Radbremszylinder geschickt und füllt von dort aus das System bis zum Ausgleichsbehälter. Auch hier lassen wir die Frage offen, ob das der Reihe nach vom längsten zum kürzesten Weg geschehen muss.


kfz-tech.de/YHB6


kfz-tech.de/YHB7

Diese beiden Videos werden im Buch fehlen. Das schadet aber auch nicht, denn Sie dienen eher in der Vorbereitung als Diskussionsgrundlage. Muss man wirklich die Räder zum Entlüften abnehmen? Sind in den Videos wirklich beide Kammern entleert worden? Ist die zweite Entlüftungsmethode ohne zweite Person wirklich verantwortbar? Im ersten Video wird an der Entlüftungsschraube sorgsam abgedichtet, im zweiten bleibt sie eine Zeitlang offen. Hat eine Entlüftungsschraube wirklich ein Rückschlagventil? Sind 20 bzw. nachher 15 Pumpbewegungen pro Rad wirklich eine gute Hausnummer oder Verschwendung? Da ist das erste Video mit der Kontrolle der Luftblasen deutlich besser. Der im zweiten Video hätte eben doch eine zweite Person gebraucht.

Beim letzten Messebesuch bin ich unverbindlich aufgefordert worden, ohne Drehmomentschlüssel Radschrauben mit 100 Nm anzuziehen. Sorry, aber nachgemessen waren es 130 Nm. Seitdem benutze ich auch zum Anziehen von Radschrauben einen Drehmomentschlüssel. Übrigens wäre zum ersten Lösen der manchmal etwas fest sitzenden Entlüftungsschrauben ein Ringschlüssel zu empfehlen. Wenn man schon ein Video dreht . . .







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